Michael Jacksons tragischer Tod: Leibarzt jetzt vor Gericht

Welche Schuld trägt Conrad Murray am Tod von Michael Jackson? Wegen fahrlässiger Tötung steht der frühere Kardiologe des „King of Pop“ ab morgen vor Gericht. Jacksons Familie ist sich sicher: „Er hat ihn umgebracht.“

Von Barbara Munker Veröffentlicht:
(v.li.) Der Kardiologe Dr. Conrad Murray sitzt wegen fahrlässiger Tötung auf der Anklagebank. | Michael Jackson "King of Pop": starb im Jahr 2009 nach amtlichem Befund an einer akuten Vergiftung.

(v.li.) Der Kardiologe Dr. Conrad Murray sitzt wegen fahrlässiger Tötung auf der Anklagebank. | Michael Jackson "King of Pop": starb im Jahr 2009 nach amtlichem Befund an einer akuten Vergiftung.

© dpa

LOS ANGELES. Auf diesen Tag haben Jackson-Fans und die Familie des "King of Pop" lange gewartet. Am 27. September beginnt der vorerst letzte Akt in dem Justiz-Thriller um Michael Jacksons Tod.

In dem Verfahren "People versus Conrad Murray" (Das Volk gegen Conrad Murray) sitzt der Herzspezialist Dr. Conrad Murray in Los Angeles wegen fahrlässiger Tötung auf der Anklagebank. Gleich nach dem Tod des Popstars am 25. Juni 2009 war er ins Visier der Polizei geraten.

Murray plädiert auf "nicht schuldig"

Seither hat der Arzt immer wieder seine Unschuld beteuert. Im Februar 2010, als erstmals Anklage erhoben wurde, und erneut im vergangenen Januar, als der Richter grünes Licht für den Prozess gab. "Euer Ehren, ich bin ein unschuldiger Mann", sagte der 58-Jährige damals. Auf die Anklage wegen fahrlässiger Tötung plädierte er mit "nicht schuldig".

Einen Vorgeschmack auf das Gerichtsdrama, dass jetzt auf den Afroamerikaner zukommt, lieferte schon eine mehrtägige Anhörung im vorigen Januar. Jacksons Leibwächter sagte damals aus, Murray habe, als der Sänger schon ins Koma gefallen war, Ampullen beiseite geschafft und erst dann den Notarzt gerufen.

Berufsverbot wegen Mißachtung der Sorgfaltspflicht

Er habe große Mengen des starken Narkosemittels Propofol bestellt, das gewöhnlich zur Betäubung bei Operationen eingesetzt wird, bestätigte ein Apotheker. Ein Gerichtsmediziner hielt dem Kollegen fatale Fehler und die Verletzung seiner Sorgfaltspflicht vor. Die Beweislast gegen Murray war so erdrückend, dass Richter Michael Pastor den Prozess anordnete und dazu ein sofortiges Berufsverbot verhängte.

Die Todesursache ist unumstritten. Nach dem amtlichen Befund der Obduktion führte eine "akute Vergiftung" mit dem Narkosemittel Propofol, dessen Wirkung durch Beruhigungsmittel noch verstärkt wurde, zum Herzversagen von Jackson.

Murray hatte in Polizeiverhören eingeräumt, Jackson regelmäßig seine "Milch" gegeben zu haben. So nannte der Sänger das weißliche Betäubungsmittel, das ihm beim Einschlafen helfen sollte.

Jackson soll ohne Wissen des Arztes Propofol genommen haben

Er habe versucht, Jackson von dem starken Mittel zu entwöhnen, doch der von Schlafstörungen geplagte Sänger habe ständig danach verlangt, verteidigte sich der Arzt. Murrays Anwälte legten in der Vergangenheit nahe, dass der Sänger ohne Wissen des Arztes selbst zu den Mitteln griff und so ums Leben kam.

Nach ihrer Darstellung war Jackson vor Beginn seiner in London geplanten Mega-Konzertserie erschöpft und kraftlos. Das will die Verteidigung den Juroren mit einem Video von Jacksons Kurzauftritt im März 2009 mit Sonnenbrille und eingefallenem Gesicht vor Journalisten und Fans in London vor Augen führen.

Die Hälfte der Juroren im Prozess waren mal Fans von Jackson

Der Popstar wollte sein Comeback persönlich ankündigen, brachte aber nur wenige Sätze über die Lippen. Die Anklage will mit Videoaufnahmen von fetzigen Konzert-Proben wenige Wochen und Tage vor Jacksons Tod das Gegenteil beweisen.

Einen guten Monat hat der Richter für den Prozess veranschlagt. Sieben Männer und fünf Frauen im Alter von 32 bis 57 Jahren sollen als Juroren über Murrays Schicksal entscheiden. Die Hälfte von ihnen gab an, dass sie einmal Fans von Jacksons Musik waren.

Bei Schuldspruch drohen vier Jahre Haft

Unter ihnen befindet sich ein Briefträger, ein Schulbusfahrer, ein Buchverkäufer und eine Marketing-Managerin. Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem Arzt bis zu vier Jahre Haft.

Jacksons Familie dürfte dies nicht reichen. Sie hatte auf eine Anklage wegen Totschlags gedrängt. "Er hat ihn umgebracht", wetterte die Mutter des Sängers, Katherine Jackson, über Murray. "Er hat nicht auf ihn aufgepasst." (dpa)

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