Trainer Joachim Löw warnt vor zu viel Euphorie

Die Niederlande haben gestern das Team Dänemarks in ihrem WM-Auftaktspiel mit 2:0 besiegt. Im Fokus stand aber immer noch der Super-Start der deutschen Mannschaft und der klare 4:0-Erfolg gegen Australien. Die internationale Presse reagiert euphorisch. Bundestrainer Joachim Löw aber mahnt zur Zurückhaltung und fordert, die Kirche im Dorf zu lassen.

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Hoch, höher, am höchsten: Arne Friedrich klärt vor dem deutschen Tor im Spiel gegen Australien.

Hoch, höher, am höchsten: Arne Friedrich klärt vor dem deutschen Tor im Spiel gegen Australien.

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KAPSTADT (dpa). Bundestrainer Joachim Löw hat die Euphorie nach dem umjubelten Auftaktsieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Südafrika gebremst. "Es gibt stärkere Mannschaften als Australien bei dieser WM", warnte Löw am Montag im DFB-Quartier in Erasmia. Schon gegen den zweiten Gruppengegner Serbien müsse man "höllisch aufpassen". Auch Torschütze Miroslav Klose empfahl, "die Kirche im Dorf zu lassen" und betonte: "Wir haben fast noch nichts erreicht." DFB-Präsident Theo Zwanziger stellte stolz fest, dass sich "fast ein ganzes Land" mit den jungen Spielern identifiziere: "Das ist Chance und auch Risiko", meinte Zwanziger zu den gewachsenen Erwartungen nach dem 4:0 im ersten Gruppenspiel.

Der serbische Nationaltrainer Radomir Antic hat nach der Niederlage gegen Ghana und dem 4:0 der DFB-Elf gegen Australien großen Respekt vor dem nächsten Gruppengegner Deutschland. "Ich war sehr beeindruckt. Von allen Teams bei der WM haben sie bislang am überzeugendsten gespielt", sagte Antic in Johannesburg.

Serbien steht extrem unter Druck

Tags zuvor war sein Team mit einem 0:1 gegen Ghana in die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika gestartet und steht im zweiten Vorrundenspiel gegen die Löw-Auswahl am Freitag in Port Elizabeth schon gewaltig unter Druck. "Das ist eine Must-win-Situation", sagte Antic. "Ein Remis ist zu wenig."

Die internationale Presse hat das Auftreten der deutschen Mannschaft zum Teil euphorisch kommentiert. Die italienische Zeitung "La Repubblica" etwa schrieb: "Tor-Maschine Deutschland. Australien bleibt nur das Zusehen. Die Australier sind in vier Jahren ziemlich gealtert." Und "La Stampa" kommentierte: "Zu viel Deutschland. Die Deutschen geben der WM den ersten Stoß. Sie beherrschen das Spiel, aber Australien hat sich auch eilig ergeben. Ein multiethnischer Panzer mit vortrefflichen Füßen". "Deutschland wird noch andere Mannschaften als Australien demütigen" prophezeit die schwedische Zeitung "Aftonbladet". "Es ist Zeit, die Klischees zu verbannen und die Stereotypen über den deutschen Fußball dem Mülleimer der Geschichte anzuvertrauen. Ja, dieser Auftritt war effizient, gut organisiert und ziemlich mitleidslos. Aber er war auch geprägt von Flair, Unvorhersehbarkeit und jugendlicher Lebenslust", schreibt der britische "Daily Telegraph".

DFB-Präsident Theo Zwanziger hat am Tag nach dem erfolgreichen WM-Start der deutschen Fußball-Nationalmannschaft das Werben um eine weitere Zusammenarbeit mit Joachim Löw verstärkt. "Ich werde persönlich alles tun, dass es so wird", erklärte der Verbandschef am Montag in Erasmia.

Anfang des Jahres waren Gespräche über eine Vertragsverlängerung zwischen DFB und dem Bundestrainer über die WM hinaus mit viel Getöse geplatzt. Zwanziger würdigte weiter die Verdienste der derzeitigen sportlichen Leitung: "Dieses Team hat in seiner Gesamtheit den deutschen Fußball weitergebracht."

Bei den Tickets hat sich die FIFA verrechnet

Löw selbst hielt sich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Zwanziger im deutschen WM-Quartier in Südafrika über seine Zukunftspläne bedeckt: "Ich habe jetzt ganz andere Dinge im Kopf. Das habe ich völlig ausgeblendet." Dies erwartet der DFB-Chefcoach während der Weltmeisterschaft in Südafrika auch von seinen Mitarbeitern im Stab: "Ich möchte nichts, aber auch gar nichts intern hören von Plänen, was nach der WM ist."

Der sonst so perfekt funktionierende FIFA-Apparat hat sich bei der Ticketfrage für die Fußball-WM in Südafrika mächtig verrechnet. Allen Versicherungen von Generalsekretär Jêrome Valcke und Chef-Organisator Danny Jordaan zum Trotz, bleiben beim afrikanischen Premierenturnier viele Plätze in den Stadien leer. Und der Weltverband hat dafür bisher keine befriedigende Erklärung oder gibt diese nicht preis. "Es ist sicherlich nicht schön, freie Sitze bei den Spielen zu sehen. Aber es ist zu früh, um endgültige Schlüsse zu ziehen. Insgesamt sind die Zuschauerzahlen hoch", lautete am Montag das offizielle Statement.

Im Schnitt über 50 000 Zuschauer

Kurz darauf war auch die Riesenschüssel Soccer City beim Spiel zwischen den Niederlanden und Dänemark nicht komplett gefüllt. Die orangenen Sitze erweckten immerhin den Eindruck, dass "Oranje" trumpf ist.

Am Vortag waren bei den Spielen in Polokwane zwischen Algerien und Slowenien und auch beim Duell der deutschen Gruppengegner Ghana und Serbien in Pretoria viele Plätze frei geblieben, obwohl die Tickets laut FIFA-Angaben verkauft wurden. Am Samstag waren tausende freie Sitze beim Spiel in Port Elizabeth zwischen Südkorea und Griechenland nicht zu übersehen. "Wir untersuchen die Situation", versicherte die FIFA.

Die Zuschauerzahlen sind mit im Schnitt über 50 000 Besuchern dennoch gut - und die Stimmung in den Stadien ist fröhlich, bunt und ausgelassen.

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