Zwei Euro fürs Schulessen - wo bleibt da die Qualität?

Immer mehr Schulen haben Ganztagesangebote mit Mittagessen. Längst nicht überall wird gute Qualität geboten.

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Lecker, lecker: Essensausgabe in der Ernst-Weichel-Ganztagsschule in Heiningen, Nachschlag ist jederzeit möglich.

Lecker, lecker: Essensausgabe in der Ernst-Weichel-Ganztagsschule in Heiningen, Nachschlag ist jederzeit möglich.

© Horst Rudel / imago

Die Essensversorgung für Kinder an Ganztagsschulen in Deutschland verdient aus Expertensicht noch längst keine Bestnoten. Die Qualität der Speisen und die Rahmenbedingungen, in denen Schulverpflegung stattfinde oder stattfinden müsse, seien "nach wie vor deutlich verbesserungswürdig", heißt es in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für den Bundestag.

Oft gebe es nur provisorische Mensen oder Schüler müssten in Klassenzimmern essen. Mittagszeiten seien zu kurz. Für gesunde und ausgewogene Kost seien Angebote teils viel zu billig kalkuliert.

Lebensmittel-Qualität kann nicht erfüllt werden

"Ein ganzheitliches Konzept für die Schulverpflegung an sich sowie die Einbindung in den Schulalltag fehlt oftmals oder ist nur rudimentär vorhanden", kritisiert die DGE in dem Papier.

Problematisch seien niedrige Preise für Schulessen, die in den neuen Ländern teils bei zwei Euro und darunter lägen. Dies bedeute, dass abzüglich Betriebs- und Personalkosten nur 65 Cent für das Lebensmittel blieben. "Bei diesen Abgabepreisen ist es nicht möglich, Anforderungen an eine qualitativ ausgewogene Schulverpflegung zu erfüllen." Rohkost, Salat oder Obst sollten aber angeboten werden.

Speiseräume seien teils falsch geplant und mangels Schallschutz ungemütlich laut. Für eine bessere Wirtschaftlichkeit sei es aber nötig, dass möglichst viele Kinder und Lehrer in die Mensen kommen. Schulen sollten überlegen, ob sie Einkaufsverbünde gründen und auch externe Essensgäste gewinnen könnten. Für Schulverpflegung sollte generell der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gelten.

Qualitätsstandard für Schulverpflegung erstellt

Die Grünen fordern ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern, um Angebote zu verbessern. "Inzwischen nehmen die meisten Schüler die Hauptmahlzeit außer Haus ein. Und dennoch fehlt an vielen Schulen ein Essensangebot", sagte die verbraucherpolitische Sprecherin Nicole Maisch der Nachrichtenagentur dpa.

Die DGE hat im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums einen Qualitätsstandard für Schulverpflegung erstellt. Demnach sollte es eigene Speiseräume und mindestens eine Stunde Zeit fürs Mittagessen geben.

Wichtig sei freundliches und kompetentes Ausgabepersonal und dass Lehrer als Vorbilder am Essen teilnehmen. In Deutschland richten immer mehr Schulen Ganztagsangebote ein. Es gibt sie derzeit den Angaben zufolge für rund zwei Millionen Schüler. (dpa)

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