Kommentar
Ans Bett gefesselt
Der neue Krankenhaus-Report der Barmer GEK zeigt am Beispiel der psychiatrischen Erkrankungen, wie wenig zielführend allein eine sektorale Betrachtung von Krankheiten ist. Das Problem: Psychische und Verhaltensstörungen haben sich inzwischen von der Häufigkeit her auf die vorderen Plätze aller Krankheiten vorgeschoben. Im Unterschied zu anderen Krankheiten geht die stationäre Behandlung mit einer langen Hospitalisierung einher. Die Arbeitslast der Kliniken steigt, ebenso die Ausgabenbelastung für die Krankenkassen.
Auch aus der Perspektive der Patienten ist das Versorgungssystem fehlkonstruiert: Die Klinikbehandlung ist nur die Ultima Ratio, weil sich die Betroffenen dadurch stigmatisiert fühlen.
Völlig unterentwickelt sind dagegen in Deutschland niedrigschwellige ambulante Versorgungsstrukturen. Doch hier wirken immer noch die Budgetierung der Arzthonorare und vor allem die unzureichende Vergütung in der psychiatrischen Versorgung nach. Vereinzelte Modelle zeigen, dass eine intensivierte ambulante Versorgung zwar höhere Kosten für Ärzte und Arzneimittel verursachen, die aber letztlich durch rückläufige Hospitalisierung überkompensiert werden - zum Nutzen der Patienten.
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