Schleswig-Holstein lässt die Hosen runter

Wie stehts um die Gesundheitsversorgung im Norden? Keiner weiß es so genau. Zu lange habe man sich weggeduckt, klagt Gesundheitsminister Garg. Jetzt nimmt sich das Land selbst unter die Lupe - und will rasche Ergebnisse.

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Leuchtturm in Schleswig-Holstein: Das Land prescht vor und nimmt seine Gesundheitsversorgung unter die Lupe.

Leuchtturm in Schleswig-Holstein: Das Land prescht vor und nimmt seine Gesundheitsversorgung unter die Lupe.

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KIEL (di). Gesundheitsversorgung im Konsens gestalten: Diesen Versuch unternimmt Schleswig-Holstein. Verbände, Wissenschaft und Politik sind im Boot.

Seit Jahrzehnten mahnt Professor Fritz Beske politische Konsequenzen aus den Daten des demografischen Wandels an - bislang aber hat sich "Politik weggeduckt", wie es Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg ausdrückte.

Damit soll zumindest im Norden Schluss sein: in einem bundesweit einmaligen Projekt haben Beske und Garg 17 Organisationen von Heilberufen sowie Patientenverbände davon überzeugt, in einem Beirat gemeinsam die Versorgungssituation zu analysieren, Defizite zu identifizieren und Vorschläge zur Versorgungssicherung vorzulegen.

Ärzte sind über die Ärztegenossenschaft, Ärztekammer und KV vertreten, Kliniken über die Krankenhausgesellschaft, Pflegekräfte über den Pflegerat und ihre Trägerverbände.

Die Patienten sind über die Arbeitsgemeinschaft der Patientenverbände und Selbsthilfegruppen beteiligt.

Gipfel bereits für November geplant

In sechs Arbeitsgruppen begleiten wissenschaftliche Mitarbeiter des Fritz Beske Instituts für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) Vertreter dieser Organisationen bei ihrer Arbeit.

Themen sind etwa bedarfsgerechte Versorgungsstrukturen, Steigerung der Attraktivität von Gesundheitsberufen, hausärztliche Versorgung und Telemedizin.

Dabei haben die Akteure einen engen Zeitrahmen gesteckt bekommen: Die Analyse soll noch dieses Jahr abgeschlossen sein, für November ist ein "Versorgungsgipfel" geplant.

"Die Bevölkerung ist weiter als wir"

Wie die dann definierten Probleme bewältigt werden können, will man spätestens im März 2012 bekannt geben. Beske ist optimistisch, dass die Handlungsempfehlungen von der Politik angenommen werden.

"Die Fakten werden so eindeutig sein, dass die Politik handeln muss." Garg ist auch zuversichtlich - denn nach seiner Auffassung stoßen begründete Veränderungen in der Versorgungsstruktur nicht zwangsläufig auf Proteste. "Die Bevölkerung ist weiter als wir", glaubt Garg.

Primäres Ziel der Arbeit sind zunächst Vorschläge, die im Norden umgesetzt werden können. Garg und Beske gehen davon aus, dass andere Bundesländer wegen vergleichbarer Probleme schon bald einen ähnlichen Weg einschlagen werden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Bald Durchblick an der Küste?

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