Spanien findet DKMS "eigenartig"

Zoff um Knochenmark: In Spanien schieben sich die Behörden und die DKMS gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Jetzt wird die deutsche Organisation sogar der "Lüge" bezichtigt.

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ONT-Direktor Matesanz: "Eigenartig".

ONT-Direktor Matesanz: "Eigenartig".

© Revista Ideas / ONT

MADRID (mame). Die spanische Transplantationsorganisation (ONT) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS).

Wie ONT-Direktor Dr. Rafael Matesanz im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" gesagt hat, ist die DKMS in Spanien verboten, da ihre Spendenaufrufe weder vom Gesundheitsministerium noch von den zuständigen Regionalregierungen genehmigt worden seien.

Der Streit zwischen dem Gesundheitsministerium und der DKMS schwelt seit November. Damals hatte die DKMS in der nordspanischen Region Asturien für den an Leukämie erkrankten Spanier Hugo Pérez zu Stammzellspenden aufgerufen.

"Wir wurden erst durch die lokalen Medien auf den Spendenaufruf aufmerksam", sagte Matesanz. Die DKMS sammelte 1200 Gewebeproben und transportierte sie nach Deutschland, was illegal sei und zudem gegen den Datenschutz verstoße, so Matesanz.

Rechtliche Unkenntnis

Die ONT habe daraufhin die DKMS kontaktiert und darauf hingewiesen, dass sie vielleicht aus rechtlicher Unkenntnis gehandelt habe, diese Aktivitäten aber ohne Genehmigung der staatlichen Behörden in Spanien illegal seien.

Einen Fragebogen der ONT, der über die Spendenaufrufe sowie die geplanten Aktivitäten aufklären sollte, wurde seitens der DKMS mit dem Verweis beantwortet, dass nach rechtlicher Prüfung keine Auskunft nötig sei.

Trotz des Verbotes setzte die DKMS ihre Aktivitäten fort. "Die DKMS nahm mit spanischen Hämatologen Kontakt auf, um von einigen der spanischen Spender Proben zu entnehmen, da es einen kompatiblen Patienten in den USA gab. Sie forderten die Ärzte auf, diese Proben in die USA zu schicken. Das ist illegaler Organhandel", erklärt Matesanz.

"Wir haben zudem E-Mails, in denen die DKMS den Hämatologen ver sichert, die Genehmigung der ONT zu haben. Das ist schlichtweg eine Lüge", so Matesanz weiter.

Gegensätze zu Deutschland

Auch die auf einer Pressekonferenz von DKMS-Geschäftsführer Stefan Winter aufgestellte Behauptung, das spanische System brauche die DKMS, weil es nicht gut funktioniere, bezeichnete Matesanz als "vollkommen inakzeptabel".

Das spanische Spendensystem sei schwer kombinierbar mit Privatfirmen, da Spanien im Gegensatz zu Deutschland auf ein staatlich kontrolliertes System setze.

Davon abgesehen findet Matesanz den Versuch der DKMS, in Spanien Fuß zu fassen, sehr "eigenartig".

"Was würden die deutschen Behörden sagen, wenn wir einfach nach Berlin fliegen und ohne Genehmigung und ohne Kontaktaufnahme mit den Gesundheitsbehörden eine Spendenaktion starten und die Proben mit nach Spanien nehmen, weil ein deutscher Patient uns nach einer Nierenspende gefragt hat?", fragt Matesanz.

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