Allianz und BÄK werben für Priorisierung

Glaubt man einer aktuellen Umfrage der AllianzKrankenversicherung, dann rechnet fast jeder Bundesbürger mit weiteren Leistungseinschränkungen im Gesundheitswesen. Die Bundesärztekammer sieht sich in ihrer Forderung nach Priorisierung bestätigt.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

BERLIN. "Aufgrund der Entwicklungen im Gesundheitswesen der letzten Jahre rechnen 84 Prozent mit weiteren Einschränkungen in der medizinischen Versorgung", sagte Wilfried Johannßen, Vorstandsmitglied der Allianz Krankenversicherungs-AG bei der Vorstellung einer aktuellen Umfrage am Dienstag in Berlin.

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hatte im Auftrag der Allianz 1039 Männer und Frauen im Alter ab 14 Jahren nach ihrer Meinung über Priorisierung im Gesundheitswesen befragt. Der Begriff Priorisierung steht für "Feststellung einer Vorrangigkeit bestimmter medizinischer Indikationen, Patientengruppen oder Verfahren vor anderen".

Johannßen erklärte, in Deutschland sei das Thema lange Zeit gemieden worden. Klar sei aber, dass es "in nicht allzu ferner Zukunft zu größeren Veränderungen im Gesundheitswesen kommen muss". Wegen des demografischen Wandels und des medizinischen Fortschritts sei mit einem starken Anstieg des GKV-Beitragssatzniveaus auf bis zu 40 Prozent zu rechnen. "Das ist auf Dauer nicht zu finanzieren."

Eine Lösung des Problems liege in der Priorisierung, also der "Einstufung medizinischer Leistungen nach transparenten und objektiven Kriterien". Bei einem institutionalisierten Priorisierungsverfahren wüssten die Bürger zumindest, "warum sie bestimmte Leistungen erhalten oder nicht, und dass sie alle gleich behandelt werden", betonte Johannßen.

Fuchs: Politik kann sich nicht ewig verschließen.

Der Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Christoph Fuchs, sagte, es sei unredlich, bei nur begrenzten Mitteln im Gesundheitswesen weiterhin unbegrenzt Leistungen zu versprechen. Politik und Gesellschaft müssten offen und "möglichst emotionslos" über die Priorisierung diskutieren.

Fuchs gestand ein, dass es sich um ein schwieriges Thema handele, mit dem gerade in Wahlkampfzeiten kein Blumentopf zu gewinnen sei. "Auf Dauer wird sich die Politik dem Thema aber nicht verschließen können."

Es sei falsch, die Priorisierung mit Rationierung von Leistungen gleichzusetzen, betonte Fuchs. "Priorisierung kann, muss aber nicht zu Rationierung führen." Dies sei immer davon abhängig, welche Ressourcen im System zur Verfügung stünden.

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