Steuern

Fiskus greift bei Silbermünzen stärker zu

Das Steuerprivileg bei Silbermünzen wird zum Jahresende aufgehoben. Die Regierung hebt die Umsatzsteuer auf 19 Prozent an. Einige Experten meinen aber, dass Silbermünzen trotzdem billiger werden.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Mit Beginn des kommenden Jahres erhöht sich die Mehrwertsteuer auf Silbermünzen von jetzt sieben auf 19 Prozent. Anlegern sollten dennoch jetzt nicht übereilt in die Edelmetall-Prägungen investieren. Denn die Preise könnten bald sinken.

"Mit der Anhebung des Steuersatzes für Silbermünzen setzt die Bundesregierung eine EU-Richtlinie zur Harmonisierung der Mehrwertsteuersätze innerhalb der Staatengemeinschaft um", erläutert Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken.

In den übrigen EU-Staaten unterliegt der Handel mit Silbermünzen schon jetzt dem vollen Umsatzsteuersatz. Dies gilt in Deutschland bereits heute für Silberbarren, bei denen auf den Verkaufspreis der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent aufgeschlagen werden muss.

Silbermünzen hingegen genießen derzeit noch den Vorteil, nur der ermäßigten Umsatzsteuer von sieben Prozent zu unterliegen.

Alternative zum Gold nun futsch?

Aus diesem Grund greifen bislang zahlreiche Anleger, denen Gold zu teuer ist, zu Silbermünzen. Dabei profitieren sie davon, dass zahlreiche Münzen wie der Wiener Philharmoniker, das kanadische Maple Leaf oder der American Eagle sowohl in Gold als auch in Silber geprägt werden.

"Bis zum Jahresende können Anleger diese Silbermünzen zum niedrigen Steuersatz von sieben Prozent erwerben", sagt Topar.

"Anleger, die noch dieses Jahr in Silbermünzen investieren, könnten durch die Mehrwertsteueranpassung von höheren Preisen beim späteren Verkauf der eigenen Bestände profitieren", sagt Tim Schieferstein, Geschäftsführer der Wiesbadener Edelmetall-Handesgesellschaft Solit.

Allerdings weiß derzeit niemand, ob sich durch die Mehrwertsteuererhöhung auch die Silbermünzen entsprechend verteuern werden. Einige Experten halten es sogar für denkbar, dass die Preise sinken werden. Dafür spricht zum einen, dass der Handel mit Goldmünzen, ebenso wie der mit Goldbarren, auch weiterhin nicht der Mehrwertsteuer unterliegen wird.

"Goldmünzen, die nach 1880 geprägt wurden und gesetzliche Zahlungsmittel sind oder waren können auch künftig mehrwertsteuerfrei erworben werden", sagt Topar. Dies könnte dazu führen, dass Anleger künftig stärker in Goldmünzen investieren werden und der Preis der Silbermünzen mit der rückläufigen Nachfrage fällt.

Differenzbesteuerung möglich

Darüber hinaus wollen zahlreiche Händler im kommenden Jahr beim Verkauf von Silbermünzen auf die im Gebrauchtwagenhandel übliche Differenzbesteuerung umstellen. "Dabei unterliegt nur die Spanne zwischen An- und Verkaufspreis der Mehrwertsteuer", erläutert Benjamin Summa, Sprecher des Edelmetall- und Münzhandelshauses Pro Aurum.

Für Ende November wird die Umsetzungsrichtlinie des Finanzministeriums hierzu erwartet. "Dann können wir eine endgültige Aussage treffen, ob diese für Kunden vorteilhafte Vorgehensweise auch bei uns Anwendung finden kann".

Die der Differenzbesteuerung unterliegende Marge der Händler macht, je nach vorhandenem Angebot und Nachfrage, nur vier bis zehn Prozent des Preises einer Münze aus. "Eine Umstellung auf die Differenzbesteuerung könnte deshalb dazu führen, dass der Umsatzsteueraufschlag bei Silbermünzen künftig sogar niedriger sein wird als heute", so Summa.

Zudem dürften Anleger vermehrt dazu übergehen, Silbermünzen und -barren ebenso wie die anderen beiden weißen Edelmetalle Platin und Palladium in Zollfreilagern zu handeln. Dabei wechseln die Prägungen zwar den Besitzer, verbleiben aber in zollfreien Bezirken wie Freihäfen in den Hochsicherheitstresoren der Handelshäuser.

"Dieser Handel unterliegt nicht der Mehrwertsteuer, weil sich das Edelmetall die gesamte Zeit über auf zollfreiem Gebiet befindet", sagt Summa. Das ändert sich jedoch, sollten die Eigentümer die Münzen zu sich nach Hause holen. Summa: "Bei der Ausfuhr aus den Zollfreilagern müsste sofort die Mehrwertsteuer von 19 Prozent gezahlt werden."

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