Mischfonds

Wohlfühlprodukte mit allerlei Fallstricken

Mischfonds stehen bei Privatanlegern derzeit besonders hoch im Kurs. Doch Experten warnen davor, deren Renditepotenzial überzubewerten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Um negative Dominoeffekte im Fonds zu stoppen, brauchen ihre Manager Handlungsvollmachten.

Um negative Dominoeffekte im Fonds zu stoppen, brauchen ihre Manager Handlungsvollmachten.

© mentalrai/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Der Betrag ist beachtlich: 26,9 Milliarden Euro haben Anleger nach Berechnungen des Fondsverbands BVI in den ersten sieben Monaten dieses Jahres in Mischfonds gesteckt.

Aktienfonds sammelten im selben Zeitraum nur 10,3 Milliarden Euro ein, die in Anleihen investierenden Rentenfonds 8,1 Milliarden Euro. Offene Immobilienfonds und Geldmarktfonds kamen jeweils gar nur auf knapp über eine Milliarde Euro an Zuflüssen.

Was Mischfonds so beliebt macht: "Sie sind Wohlfühlprodukte", sagt Maik Bolsmann, Geschäftsführer der Kölner Anlageberatungsgesellschaft B&K Vermögen. Ihre Manager können das Kapital der Kunden sowohl in Aktien, als auch in Anleihen, Währungen, Rohstoffzertifikate, Edelmetalle und sogar in Immobilienfonds investieren.

Das verspricht den Anlegern ein Rundum-sorglos-Paket: Sie müssen ihr Geld nur einem Fonds anvertrauen. Dessen Experten werden es dann breit über die einzelnen Anlageprodukte streuen und je nach Marktlage die jeweils lukrativsten Werte übergewichten.

Fondsmanager mit Weitblick gefragt

Doch was so simpel klingt, muss nicht vom Erfolg gekrönt sein: "Reagieren die Mischfondsmanager zu spät auf Trendwechsel an den Kapitalmärkten oder schätzen diese falsch ein, können statt hoher Renditen auch Verluste entstehen", sagt Dieter Thomaschowski, Inhaber des Analysehauses Thomaschowski Research & Advisory.

Dabei müssen Mischfondsmanager nicht nur künftige Entwicklungen an Finanzmärkten korrekt voraussehen. Sie müssen auch in der Lage sein, auf diese zu reagieren. Das gilt insbesondere dann, wenn die Zinsen wieder steigen sollten, sagt Alexander Stütz, Geschäftsführer des Kölner Vermögensmanagers Portfolio Concept.

"Die Anlagerichtlinien des Fonds müssen es dann zulassen, die Währungen und die Laufzeit von Anleihen flexibel zu gestalten."

Sollte die US-Notenbank, wie bislang vielfach erwartet, in diesem Jahr den Leitzins anheben, dürfte dies nicht nur die Renditen von amerikanischen Staatsanleihen steigen lassen. Auch der US-Dollar würde dann vermutlich gegen den Euro zulegen.

Damit die Kunden eines Mischfonds davon profitieren können, müssten dessen Anlagerichtlinien dem Management die Freiheit geben, in den US-Dollar zu investieren und Anleihen anderer Länder vor deren Fälligkeit zu verkaufen, um in US-Papiere wechseln zu können.

Für Anleger ist aber nicht auf den ersten Blick erkennbar, was die Manager der einzelnen Fonds überhaupt dürfen. "Um das herauszufinden, sind detaillierte Recherchen in den Factsheets nötig", sagt Stütz. Factsheets sind Informationsblätter der Kapitalanlagegesellschaft zu ihren einzelnen Fonds.

Sie können über die Internetseiten der Anbieter heruntergeladen werden. Erschwert wird die Auswahl durch die in den vergangenen Jahren stetig gewachsene Zahl der Mischfonds. "Das Angebot ist inzwischen riesig und kaum noch zu überblicken", sagt Bolsmann.

Um ihre Ertragschancen zu erhöhen und ihre Risiken zu minimieren, sollten Anleger deshalb nicht nur auf einen einzigen Mischfonds setzen, rät Stütz. "Stattdessen sollten sie in mehrere Mischfonds unterschiedlicher Anbieter investieren, um das Risiko einer Fehleinschätzung so zu streuen."

Klassische Strategie als Alternative

Eine Alternative dazu ist die klassische Anlagestrategie, bei der das eingesetzte Kapital breit über den bunten Strauß von Aktien-, Renten-, und offene Immobilienfonds gestreut wird. Bei den Aktieninvestments lässt sich dabei sogar Geld sparen, in dem statt eines aktiv gemanagten Fonds ein börsennotierter Indexfonds gewählt wird.

Diese bilden passiv einen Index wie den deutschen Dax oder den europäischen EuroStoxx 50 nach. "Durch die Börsennotierung fallen keine Ausgabeaufschläge und durch die passive Indexnachbildung nur sehr geringe Verwaltungsgebühren an", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

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