Missbrauch

Der Druck auf die Charité wächst

Nach Negativ-Schlagzeilen über einen Missbrauchsverdacht in der Charité kündigt Klinik-Chef Einhäupl Konsequenzen an.

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Suchen Antworten auf viele Fragen: Ärztlicher Direktor Ulrich Frei, Kinderschützerin Julia von Weiler und Charité-Chef Karl Max Einhäupl.

Suchen Antworten auf viele Fragen: Ärztlicher Direktor Ulrich Frei, Kinderschützerin Julia von Weiler und Charité-Chef Karl Max Einhäupl.

© Maurizio Gambarini / dpa

BERLIN. Die in die Kritik geratene Berliner Charité will nach den Informationspannen und den Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pfleger erste Konsequenzen ziehen.

Charité-Chef Karl Max Einhäupl sprach sich für die Einführung eines erweiterten Führungszeugnisses aus. Zudem hält er es für sinnvoll, einen "Kommunikationsmanager" an der Spitze des Hauses einzusetzen.

Ein Pfleger soll eine wehrlose 16-Jährige in der Rettungsstelle sexuell missbraucht haben, darüber hatte die Charité erst eine Woche später informiert.

Die Leitung des größten Universitätsklinikums in Deutschland steht deshalb gehörig unter Druck, Vorwürfe der mangelnden Führungskompetenz wurden laut. Auch nach der Entdeckung von Darmkeimen in der Charité vor wenigen Wochen war es zu Kommunikationspannen gekommen.

Berlins Gesundheitssenatorin Sandra Scheeres (SPD) forderte den Charité-Vorstand auf, bis zum Montag einen Bericht über den Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen vorzulegen.

Zudem tauchten über eine neue Hotline des Klinikums nun womöglich neue Missbrauchsvorwürfe auf. Einem anonymen Hinweis zu "Grenzüberschreitungen" solle genauer nachgegangen werden, hieß es.

Transparente Kommunikation gefordert

Eine Sprecherin der Charité sagte am Samstag: "Das muss man ernst nehmen. Bislang sind wir aber noch nicht weitergekommen." Charité-Chef Einhäupl hält ein erweitertes Führungszeugnis für sinnvoll - das hatte zuvor bereits der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, gefordert.

"Wir werden künftig von Mitarbeitern in sensiblen Bereichen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis verlangen", sagte Einhäupl der Berliner Morgenpost. Eine Sprecherin der Charité bestätigte die Pläne.

Für Menschen, die direkt mit Kindern arbeiten, dürfen Arbeitgeber ein erweitertes Führungszeugnis beantragen. Es zeigt, ob Stellenbewerber wegen bestimmter Sexualdelikte an Kindern und Jugendlichen vorbestraft sind.

In einem "normalen" Führungszeugnis stehen nur die Delikte, die eine Geldstrafe von mindestens 90 Tagessätzen oder eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Monaten nach sich gezogen haben.

Zudem kündigte Einhäupl an, die Kommunikation verbessern zu wollen. "Wir müssten einen Kommunikationsmanager an der Spitze einsetzen, um alle Schwierigkeiten zu bewältigen", sagte er der Morgenpost weiter.

Die Charité müsse ihre Prozesse auch mit ihren Fehlern transparent kommunizieren. Am Montag soll erstmals ein externes Expertengremium tagen, das die Strukturen und Abläufe in der Charité überprüfen soll. (dpa)

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