Nach Übernahme von Rhön-Kliniken

Helios beruhigt Kritiker

Standortübergreifende Kooperationen, Zusatzangebote und integrierte Versorgung: Mit den jüngsten Übernahmen und der Netzwerkvereinbarung mit Rhön verbindet Helios ambitionierte Ziele. Kritikern der neuen Größe wird Entwarnung signalisiert.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Helios beabsichtigt mit dem Ausbau seiner regionalen Präsenz, die stationäre Versorgung zu verbessern.

Helios beabsichtigt mit dem Ausbau seiner regionalen Präsenz, die stationäre Versorgung zu verbessern.

© Klaus Rose

BERLIN. Die Übernahme von 43 Rhön-Kliniken durch die Fresenius-Tochter Helios hat in Gewerkschaftskreisen und Ärzteschaft auch kritische Reaktionen hervorgerufen.

So ließ der Marburger Bund verlauten, man werde "sehr genau hinschauen, welche Konsequenzen aus dem Deal für die Ärztinnen und Ärzte in den betroffenen Kliniken erwachsen".

Der Verband demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää) bezeichnete die Übernahmepläne als einen weiteren "Schritt hin zur Kommerzialisierung des Gesundheitswesens" und äußerte die Vermutung, in den Rhön-Kliniken drohe jetzt "massiver Stellenabbau".

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di befürchtet, "dass der Kaufpreis von mehr als drei Milliarden Euro vornehmlich von den Beschäftigten erwirtschaftet werden" müsse. Das bedeute eine "höhere Arbeitsverdichtung und mehr Druck auf die Löhne".

Helios: Tarifregelungen unberührt

Unterdessen ist man bei Helios bemüht, die Wogen zu glätten. "Uns haben diese Reaktionen nicht überrascht", erklärte ein Sprecher des Klinikunternehmens gegenüber der "Ärzte Zeitung".

Sie seien jedoch unbegründet. Schließlich würden keine sanierungsbedürftigen Kliniken übernommen, sondern Häuser, die seit Jahren erfolgreich im Markt agierten.

"Hier findet ein Gesellschafterwechsel statt, der keinerlei Einfluss auf die bestehenden Beschäftigungsverhältnisse hat." Sämtliche tarifvertraglichen Regelungen blieben davon unberührt, heißt es.

Um das erklärte Ziel der Klinikübernahme - standortübergreifende Kooperationen, integrierte Versorgungs- und Zusatzangebote im Netzverbund - zu konkretisieren, sei es noch zu früh, so der Sprecher weiter.

Erst müsse die kartellrechtliche Prüfung sowohl der Klinik-Übernahmen als auch der Netzwerkvereinbarung mit Rhön absolviert werden, dann könne man mit detaillierten Konzepten an die Öffentlichkeit gehen. Regionale Lücken schließe der Klinikkauf für Helios vor allem in Niedersachsen und Bayern.

IV-Projekte nur gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten

Als Beispiele für Verbesserungen, die man durch den bundesweiten Präsenzgewinn unmittelbar zu erreichen hofft, nannte der Helios-Sprecher etwa eine Optimierung des Übergangs von der akut-stationären Versorgung in die Reha, weitere Qualitätsverbesserungen im Entlass-Management oder auch die Partizipation kleinerer Häuser an der Spezialdiagnostik von Maximalversorgern.

Ein Beispiel für neue Angebote, die mit dem geplanten Klinik-Netzwerk auf eine breitere Basis gestellt werden könnten, sei die kürzlich mit der Debeka aufgelegte klinikgebundene Zusatzversicherung "HeliosPlus", die als Baustein des betrieblichen Gesundheitsmanagements vermarktet wird.

In Sachen integrierter Versorgung sei man offen für die gesamte Bandbreite, von indikationsbezogenen bis zu populationsbezogenen Angeboten.

Allerdings werde man sich "nur dort im ambulanten Bereich engagieren, wo das auch ausdrücklich die Zustimmung der Niedergelassenen findet", versicherte der Helios-Sprecher.

Dementsprechend würden IV-Projekte "nur gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten und Kostenträgern entwickelt".

Ein Krankenhaus sei "so fundamental auf die Akzeptanz der Zuweiser angewiesen", dass es "unsinnig wäre, in irgendeiner Form als Konkurrent aufzutreten".

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