Spagat zwischen Medizin und Ökonomie lernen

Eine medizinisch optimale Therapie unter genauer Beachtung von budgetären Vorgaben - das ist eine tägliche Herausforderung. Diesen Spagat zu bewältigen ist zentraler Lehrinhalt der Fortbildungsreihe "Medikonomie", die der Biopharmahersteller UCB anbietet.

Von Stefan Holler Veröffentlicht:
Wie im Sport ist auch bei der Wahl der Therapie wichtig, die Balance zu finden.

Wie im Sport ist auch bei der Wahl der Therapie wichtig, die Balance zu finden.

© Subatli / shutterstock.com

MONHEIM. Ein typischer Fall: Die 70-jährige Rentnerin Erna A. leidet unter arterieller Hypertonie. In letzter Zeit bemerkt sie ein verstärktes Durstgefühl.

Bei der routinemäßigen Untersuchung kommt dann die Diagnose: Diabetes mellitus Typ 2.

Worauf muss bei einer leitliniengerechten Therapie geachtet werden? Wie wirkt sich die Diagnose in abrechnungstechnischer Hinsicht aus? Was ist bei der Kodierung zu beachten?

Auf diese und weitere Fragen will die medizinisch-wissenschaftliche Veranstaltungsreihe "Medikonomie" von UCB Antworten geben, die auch auf ökonomische Herausforderungen eingeht.

"In der Medikonomie bringen wir Wissenschaft, Patientenbetreuung und Abläufe in der Arztpraxis zusammen", erläutert Karlheinz Gast, Bereichsleiter Innere Medizin bei UCB, das Konzept.

"Das Anliegen auf der ökonomischen Seite ist: Wie stelle ich mich als Arzt der Herausforderung, chronisch Kranke zu betreuen. Dabei wird letztlich dem Zusammenhang zwischen den Therapienotwendigkeiten und dem Prozess der Betreuung dieser Patienten in der Arztpraxis Rechnung getragen."

Therapie und budgetäre Vorgaben beeinflussen sich

Inwieweit sich therapeutische Entscheidungen und gesundheitsökonomische Vorgaben gegenseitig beeinflussen, wird in der Therapie von Diabetes-Typ-2-Patienten mit dem Risikofaktor Hypoglykämie deutlich.

Zu den Mitteln der Wahl zählen hier Metformin sowie nachrangig auch Sulfonylharnstoffe. Aufgrund des Drucks von Kassen und Politik, kostengünstig zu verordnen, bietet der Einsatz von Sulfonylharnstoffen scheinbare Wirtschaftlichkeitsvorteile.

Fachgesellschaften weisen allerdings darauf hin, Sulfonylharnstoffe gerade in der Risikogruppe für Hypoglykämie zu vermeiden.

Alternativ bieten zum Beispiel DPP-4-Hemmer aus medizinischer Sicht eine sinnvolle Option, weil sie die Insulinsekretion stimulieren ohne ein eigenes Hypoglykämierisiko zu haben.

Sie zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit und ein nebenwirkungsarmes Profil aus. Zwar haben solche innovativen Substanzen ihren Preis.

Doch wenn der Arzt auf die sogenannten Praxisbesonderheiten verweist - das heißt zum Beispiel als diabetische Schwerpunktpraxis überdurchschnittlich viele Patienten mit Typ Diabetes II betreut -, kann es gelingen, sich dennoch im Rahmen des Richtgrößenvolumens bewegen.

"Viele Ärzte stehen unter Regressnöten", weiß Karlheinz Gast. "Häufig ist die Menge das Problem und nicht der Preis", betont er. "Hier weist unser Außendienst darauf hin, immer im Blick zu haben, wie viele Medikamente ein Patient bekommt."

Mit Dokumentation Regress-Verfahren vorbeugen

Hausärzte, die ihre Therapieentscheidungen sorgfältig dokumentieren, vermeiden mögliche Regressverfahren der KV. "Unsere Pharmareferenten sind geschult, Auffälligkeiten in Praxisabläufen zu erkennen", berichtet Gast.

Außer aktuellem Produkt- und Indikations-Know-how erwarteten die Ärzte in den Gesprächen mit den Pharmareferenten verstärkt auch Kenntnisse in ökonomischen Fragen, berichtet Gast und verweist auf eine aktuelle Umfrage des Unternehmens (siehe Kasten).

Der Versorgungsdruck vor allem für hausärztliche Praxen wird in einigen Regionen erheblich steigen, prognostiziert Thomas Feldmann, Praxisberater beim Beratungsunternehmen HCC BetterCare und Referent in den Medikonomie-Veranstaltungen.

Um die Qualität in der Versorgung zu sichern, ist entscheidend, dass die Gesamtkontaktzahl nicht weiter steigt - weniger Kontakte pro Patient im Quartal sei die Devise.

"Eine qualitätssichernde kontinuierliche Versorgung chronisch kranker Patienten ist praxisökonomisch viel sinnvoller", meint Feldmann.

Mit Hilfe eines individuellen, strukturierten Behandlungsplanes über einen längeren Zeitraum lasse sich der Behandlungserfolg sicherstellen, empfiehlt Feldmann auch in den Medikonomie-Veranstaltungen.

Fortlaufende Kontrollen werden in medizinisch sinnvollen Abständen in einem individuellen Behandlungsplan in Absprache mit dem Patienten definiert.

Diese Systematik führt bei chronisch Kranken zu einer besseren Compliance, zu besseren Ergebnissen und zu einer niedrigeren Kontaktfrequenz pro Quartal.

Die Lehrinhalte wurden von Hausärzten angeregt

Therapietreue Patienten, die sich zuverlässig an die vereinbarten Praxistermine halten, zahlen sich wiederum für die Arztpraxis aus: Denn kalkulierbare Stammpatienten sichern über lange Jahre hinweg den Umsatz Quartal für Quartal.

Die Inhalte der Medikonomie wurden sowohl von Hausärzten angeregt als auch für Hausärzte umgesetzt. In Bezug auf die Themen sind die jeweiligen regionalen Bedingungen der Kassenärztlichen Vereinigungen berücksichtigt.

Darüber hinaus sind die Medikonomie-Veranstaltungen bei der jeweils zuständigen Landesärztekammer zur Zertifizierung eingereicht.

Nähere Informationen zur Medikonomie gibt es von UCB unter: Joerg.Luecke@ucb.com

IFABS-Umfrage: Ärzte erwarten in Beratungsgesprächen zunehmend Hilfe in ökonomischen Bereichen

Das Institut für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (IFABS) hat in einer bundesweiten Kundenzufriedenheitsbefragung im Auftrag von UCB ermittelt, dass Ärzte im Beratungsgespräch von ihren Pharmareferenten nach wie vor aktuelles Produkt- und Indikations-Know-how erwarten. Gleichermaßen wichtig ist den Ärzten aber, dass die Außendienstmitarbeiter im Bereich strategische Praxisplanung Unterstützung und medizinische Fortbildungsangebote bereitstellen. „Die überwiegende Mehrzahl der Ärzte wünscht sich ein Gespräch mit hohem Informationsgehalt. Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Ärzte ist, wenn Pharmaberater glaubwürdig sind und schnell auf den Punkt kommen“, erläutert Karlheinz Gast, Bereichsleiter Innere Medizin bei UCB, die IFABS-Umfrageergebnisse. Sehr gefragt sind individuelle Serviceangebote – zum Beispiel in Bezug auf Qualitätsmanagement und im Hinblick auf die Beantwortung gesundheitspolitischer Fragen. In der Befragung erhielt UCB im Vergleich zum Referenz-Panel (2,83) von Ärzten auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 die Durchschnittsnote 1,44.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie Hausärzte Fortbildung jetzt „feiern“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen