Auch die apoBank kämpft jetzt mit den Folgen der Krise

Noch im Juni wurde die Bilanz der Deutschen Apotheker- und Ärztebank gefeiert. Jetzt wird das Eigenkapital knapp, und der Gewinn ist in den Keller gerutscht. Eine Prognose für 2009 wagt das Institut derzeit nicht.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Die Unternehmenszentrale der apoBank: Die Finanzkrise hat jetzt auch beim Düsseldorfer Institut ihre Spuren in der Bilanz hinterlassen.

Die Unternehmenszentrale der apoBank: Die Finanzkrise hat jetzt auch beim Düsseldorfer Institut ihre Spuren in der Bilanz hinterlassen.

© Foto: apoBank

Der Stimmungsumschwung kam schnell. Bei der Vertreterversammlung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) Mitte Juni wurde der alte Vorstand noch für seine Arbeit in den höchsten Tönen gepriesen, und eine Dividendenzahlung in gleicher Höhe wie in den vergangenen Jahren auch für 2009 avisiert.

Doch wer im Bericht des scheidenden Vorstandssprechers Günter Preuß genau hinhörte und die Risikovorsorge der Genossenschaftsbank betrachtete, konnte bereits im Juni spüren, dass auch die apoBank heftig mit der Finanzkrise zu kämpfen hat.

Ausschüttung für 2008 kam teilweise aus den Rücklagen

"Dennoch müssen wir rückblickend eingestehen, dass wir glaubten, die immer geringer werdenden Margen in unserem Kerngeschäft durch Erträge aus Investments in unserem Finanzinstrumenteportfolio kompensieren zu können und mit gehebelten Produkten den Stein der Weisen gefunden zu haben", hatte Preuss den Delegierten erläutert. Auch die Ausschüttung 2008 wurde teilweise aus Rücklagen finanziert. Wobei Preuß schon im Juni erläuterte, dass dies eine temporäre Maßnahme sei, da die Bewertung mancher strukturierter Wertpapiere gesunken sei, die Bank aber überzeugt sei, dass diese Papiere nicht ausfallen würden.

Seitdem hat sich die Lage bei der Bank deutlich verschärft (wir berichteten). Weitere Papiere sind abgewertet worden, was zur Folge hat, dass zusätzliches Eigenkapital der Bank als Sicherheit gebunden ist. Das hat zu einem Abschmelzen der Kernkapitalquote von 8,7 Prozent am Jahresende auf 6,4 Prozent geführt. Um etwas Spielraum zurück zu gewinnen, hat die Bank daher die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in Anspruch genommen, der für bestimmte strukturierte Wertpapiere eine Garantie für 150 Millionen Euro übernimmt.

Die Papiere sind im Dezember dieses Jahres fällig. Falls Verluste eintreten sollten, müsste die apoBank für die ersten 30 Millionen Euro einstehen. Das Institut sei von der Qualität der Papiere weiterhin überzeugt, betonte die Bank im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Es gebe bislang keine Ausfälle bei den Zins- und Tilgungszahlungen. Insgesamt seien bei nahezu 100 Prozent der strukturierten Wertpapiere in den eigenen Beständen keinerlei Leistungsstörungen aufgetreten; sie absorbieren aber wegen der Ratingherabstufungen wegen der Eigenkapitalvorschriften überproportional Mittel der Bank.

Langsamer Rückzug aus strukturierten Wertpapieren

Das Geldinstitut wolle sich in Zukunft aus dem Geschäft mit den strukturierten Wertpapieren konsequent zurückziehen, betont die Bank. Der Rückzug werde im Wesentlichen über die Tilgung der Papiere laufen, damit die Wertverluste nicht realisiert werden. Das brauche "ein paar Jahre", hieß es. Die Höhe des Engagements werde sich voraussichtlich bis 2014 in etwa halbieren.

In ihrem Kerngeschäft als Bank für das Gesundheitswesen setzt die apoBank aber trotz des Ertragseinbruchs um 86 Prozent weiter auf Expansion. So sei das Kreditgeschäft weiter gewachsen. Die in diesem Bereich gestiegene Risikovorsorge sei nicht auf größere Ausfallrisiken bei der Finanzierung von Einzelpraxen zurückzuführen, sondern gehe vor allem auf das Konto größerer Projekte für innovative Versorgungsstrukturen. Hier müsse auch die apoBank noch mehr Erfahrungen sammeln, verlautet aus dem Institut.

Eine Ertragsprognose für 2009 wagt das Geldinstitut aufgrund der Verwerfungen der Märkte nicht. Hier wird die Handschrift des neuen Vorstandssprechers Herbert Pfennig sichtbar. Ob die Heilberufler auf ihre Anteile wieder 6 Prozent Dividende kassieren, bleibt vorläufig offen.

Lesen Sie dazu auch das Interview: "Bei der apoBank gibt es keine Kreditklemme"

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