Facharzt-Termin

Ohne Überweisung geht's oft schneller

Patienten mit einer Überweisung kommen oftmals nicht schneller zu einem Facharzt-Termin. Diese überraschende Erkenntnis geht aus der KBV-Versichertenbefragung hervor. Ein Anruf des Hausarztes öffnet allerdings oft neue Möglichkeiten.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Nicht vergessen: Am 13. steht um 10 Uhr ein Arzttermin an.

Nicht vergessen: Am 13. steht um 10 Uhr ein Arzttermin an.

© Marco2811 / fotolia.com

BERLIN. Chronisch kranke Menschen und Patienten mit geringem Bildungsgrad haben die größten Schwierigkeiten, zügig Termine beim Facharzt zu bekommen.

Darauf hat KBV-Chef Dr. Andreas Gassen bei der Vorstellung der Versichertenbefragung 2015 verwiesen.

Ärzte seien gefordert, gerade diese Patientengruppen besonders zu unterstützen, in geeigneter Frist einen Facharzttermin zu bekommen.

Die Befragung durch die Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim hatte ergeben, dass zwei Drittel aller Patienten ohne Überweisung zum Facharzt gehen.

Beim Direktkontakt mit dem Facharzt fällt seit Anfang 2013 keine Praxisgebühr mehr an. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte sich gegen die Gebühr ausgesprochen.

Kommunikationsfähigkeiten von Vorteil

Matthias Jung von der Forschungsgruppe hielt ein überraschendes Ergebnis der tieferen Analyse der Daten bereit: Diejenigen, die ohne Überweisung beim Facharzt vorstellig werden, erhalten oft schneller einen Termin als jene mit Überweisung.

Für Gassen ein weiteres Indiz, dass Patienten mit Kenntnissen im Gesundheitswesen und hohen Kommunikationsfähigkeiten im Vorteil seien.

Am schnellsten kämen Patienten zum Facharzttermin, wenn der Hausarzt oder seine Medizinischen Fachangestellte sich selbst kümmerten, sagte Jung.

Dennoch: Die Zahl der von den Hausärzten als dringlich bezeichneten Überweisungen hat im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte auf 58 Prozent abgenommen.

Aus den Ergebnissen der Befragung hat die KBV die Forderung an die Kassen abgeleitet, Tarife anzubieten, die Patienten dafür belohnten, wenn sie nur mit Überweisung zum Facharzt gingen.

Der Gesetzgeber sieht im Augenblick keinen Bedarf, Hausarztmodelle besonders zu stärken.

"Auch die Kassenärztlichen Vereinigungen könnten Hausarztverträge abschließen, wenn sie dazu von den Hausärzten ermächtigt werden", sagte die stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Maria Michalk (CDU), am Montag der "Ärzte Zeitung".

Facharzttermine: Oft umplanbare Arztbesuche

Insofern bestehe kein gesetzgeberischer Handlungsbedarf. Zudem seien die Krankenkassen aktuell schon per Gesetz verpflichtet, Hausarztmodelle anzubieten und dafür ihren Versicherten Prämienzahlungen oder Zuzahlungsermäßigungen anzubieten, sagte Michalk.

Die Ergebnisse der Versichertenbefragung berühren auch das Thema Wartezeiten. Die Daten würfen ein besonderes Licht auf die Debatte um Wartezeiten und die Notwendigkeit der von der großen Koalition beschlossenen Terminservicestellen, sagte Gassen.

Bei der Hälfte der Facharzttermine handele es sich umplanbare, nicht akute Arztbesuche wie Vorsorge- oder Impftermine. Dann könnten Wartezeiten von drei Wochen oder mehr entstehen.

Die Hälfte der Akutpatienten erhalte binnen einer Woche einen Termin, in der Regel sogar beim Wunscharzt. "Das ist in Europa nahezu einmalig", sagte Gassen.

Knapp zwei Drittel der Befragten hatten geäußert, dass sie nicht zu irgendeinem, sondern zu einem bestimmten Facharzt überwiesen werden möchten. Der Wert ist im Sinkflug: Nur einem Fünftel der Menschen unter 30 Jahren ist dies noch wichtig.

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