Die neun tropenspezifischen Pflichtfragen
Bei kranken Tropenrückkehrern sind neun anamnestische Fragen entscheidend. Damit kommt man einer Diagnose schon auf die Spur.
Veröffentlicht:Kommen Reisende krank aus den Tropen zurück, ist die Anamnese zentral bei der Diagnostik. Entscheidend seien neun "tropenspezifische Pflichtfragen", sagte der Tropenmediziner Dr. Fritz Holst aus Marburg.
- Wann waren Sie verreist? Die Inkubationszeit allein etwa kann wichtige Hinweise geben. Wer eine Woche in Asien war und fünf Wochen später Fieber bekommt, wird kein Dengue-Fieber haben.
- Wo waren Sie genau? In der Stadt oder auf dem Land? Viele afrikanische Städte sind malariafrei. Auch über 2000 Metern Höhe gibt es keine Malaria.
- Wie haben Sie übernachtet? Im Hotel, in einer Hütte oder im Zelt? Mit Moskitonetz oder nicht? Eventuell kann man sich dann auf nachtaktive Vektoren wie Sandfliegen oder Anophelesmücken konzentrieren.
- Was haben Sie gegessen? Verzehr von Fleisch, das in den Tropen meist nie voll durchgebraten ist, kann zu E.coli-Infektionen führen.
- Hatten Sie ungeschützten Sexualverkehr? Eine Studie mit 782 Tropenreisenden hat ergeben, dass 19 Prozent in den Tropen Sex mit einem neuen Partner hatten, davon 63 Prozent ohne Kondom.
- Waren Sie in den Tropen in medizinischer Behandlung? Durch Spritzen und Impfungen kann es etwa zur Übertragung von Hepatitis-B-Viren kommen.
- Was haben Sie auf der Reise genau unternommen? Süßwasserkontakt könnte für eine Bilharziose sprechen, eine Höhlenbesichtigung für eine Leptospirose durch Fledermäuse.
- Hatten Sie Kontakt zu Tieren? Dabei ist nicht nur an Hunde (Tollwut), oder Nagetiere (Lassafieber, Hantavirus), sondern auch an TsetseFliegen (Schlafkrankheit), an Zecken (Afrikanisches Zeckenbissfieber, Rickettsiose) zu denken.
- Und schließlich muss natürlich nach den Prophylaxe-Maßnahmen gefragt werden.