Kommentar zum Zufallsbefund Schilddrüsen-Ca
Glücklicher Zufall?
Wie immer, wenn die Inzidenz einer Erkrankung steigt, stellt sich die Frage: Erkranken wirklich mehr Menschen als zuvor - oder wird das Leiden einfach nur häufiger erkannt? Bei Schilddrüsenkrebs spricht viel für Letzteres.
In den USA hat sich die Inzidenz in den letzten 30 Jahren verdreifacht, in Deutschland ist sie bei Frauen um 100, bei Männern um 75 Prozent gestiegen. Immer öfter wird die Diagnose infolge eines Zufallsbefundes bei bildgebenden Untersuchungen gestellt. Trotzdem hat die Mortalität durch Schilddrüsenkarzinome nicht zugenommen, in Deutschland ist sie sogar rückläufig.
Andererseits gibt es auch Hinweise auf eine reale Zunahme des Krebsleidens. Der Anstieg betrifft nämlich alle Tumorgrößen und -stadien, auch zufällig entdeckte Tumoren scheinen nicht harmloser zu sein.
Studien sollten daher auch den möglichen Beitrag von Lebensstil und Umwelt ins Auge fassen.
Das Dilemma der Zufallsbefunde wird in jedem Fall weiter zunehmen. Ärzte der Mayo-Klinik haben kürzlich vor einer Übertherapie gewarnt - viele Niedrig-Risiko-Karzinome würden möglicherweise nie Schaden anrichten. Bei welchen Patienten eine aktive Überwachung ausreicht, können aber nur Langzeitstudien zeigen.
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