Leichtere Therapie bei Vorhofflimmern

ATLANTA (ob). Bei Vorhofflimmern kann die Behandlung künftig wesentlich einfacher werden - zumindest dann, wenn sich die Ärzte für eine Frequenzkontrolle als Behandlungsstrategie entschieden haben.

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Frequenzkontrolle durch Hemmung der schnellen Erregungsüberleitung im AV-Knoten etwa mit Betablockern oder Kalziumantagonisten ist heute bei vielen Patienten mit Vorhofflimmern die primäre Therapie zur Symptomverbesserung. Wie strikt die Frequenzkontrolle sein sollte, ist allerdings unklar. Leitlinien empfehlen eine Ruheherzfrequenz zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute.

Ob eine höhere Frequenz für die Patienten wirklich prognostisch von Nachteil ist, wusste bisher niemand. Niederländische Kardiologen wollten es aber wissen. Sie haben deshalb in einer Studie 614 Patienten mit permanentem Vorhofflimmern zwei Gruppen zugeteilt. In der einen Gruppe wurde entsprechend den Leitlinien eine Ruheherzfrequenz von unter 80 Schlägen pro Minute angestrebt, in der anderen Gruppe gab man sich bereits mit einer Frequenz von unter 110 Schlägen pro Minute zufrieden.

Nach drei Jahren wurde Bilanz gezogen. Sie ergab, dass die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse (Tod, Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Embolien, Blutungen, lebensbedrohliche Arrhythmie) in der Gruppe mit weniger strikter Kontrolle tendenziell niedriger war als in der leitliniengerecht behandelten Gruppe (12,9 versus 14,9 Prozent). Im Falle strikter Kontrolle lag die Herzfrequenz im Schnitt bei 76 Schlägen, bei weniger strikter Therapie waren es 93 Schläge pro Minute. Die "Nicht-Unterlegenheit" einer weniger strikten Behandlung sei damit bewiesen, betonte Studienleiterin Dr. Isabelle van Gelder aus Groningen beim ACC-Kongress in Atlanta. Auch in ihrer Wirkung auf die Symptome erwiesen sich beide Strategien als gleich effektiv. "Wir sollten Patienten behandeln, nicht die Herzfrequenz", meinte van Gelder. Lassen sich also die Symptome mit einer Frequenzkontrolle, bei der die Ruheherzfrequenz unter 110 Schläge liegt, gut beherrschen, sei diese Behandlung ausreichend. Auf eine noch striktere Frequenzkontrolle könne dann verzichtet werden, ohne den Patienten einem erhöhten kardiovaskulären Risiko auszusetzen.

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