Kommentar
Zuviel des Guten bei Vorhofflimmern
Liegt die Herzfrequenz bei Patienten mit Vorhofflimmern unter frequenzkontrollierender Therapie noch bei 95 Schlägen pro Minute, werden sich viele Ärzte einig sein: Das ist viel zu hoch! Diese Einschätzung muss nach den jetzt bekannt gewordenen Ergebnissen der RACE-2-Studie wohl überdacht werden. Sie zeigen nämlich, dass eine noch striktere Frequenzkontrolle sich bei permanentem Vorhofflimmern nicht unbedingt auszahlt - zumindest nicht in Form einer stärkeren Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse.
Ist ein prognostischer Nutzen nicht zu erwarten, bleiben nur noch die Nachteile einer ambitionierten Frequenzkontrolle: Mehr Medikamente schlucken, ein höheres Risiko von Nebenwirkungen in Kauf nehmen, häufiger zur Kontrolle zum Arzt müssen. Gerade für die meist älteren Patienten mit Vorhofflimmern sind das oft erhebliche Belastungen.
Die Botschaft der RACE-2-Studie lautet: Primär sollte die Frequenzkontrolle an den Symptomen ausgerichtet sein und nicht an irgendwelchen Zielherzfrequenzen. Dann darf die Herzfrequenz ruhig auch mal bei 95 Schlägen pro Minute liegen. Der Patient hat davon erstens prognostisch keinen Nachteil und zweitens den Vorteil einer für ihn weniger aufwendigen Therapie.
Lesen Sie dazu auch: Leichtere Therapie bei Vorhofflimmern