KOMMENTAR
Zweischneidiger Forschungserfolg
Für unfruchtbare Paare, die nach einer künstlichen Befruchtung und noch vor der Implantation den Embryo genetisch untersuchen lassen wollen, ist es eine hoffnungsvolle Nachricht aus Australien: Mit einem neuen Genchip lassen sich mehrere Gendefekte gleichzeitig aufspüren.
Der Preis dafür: Das Verfahren ist aufwendig, denn es müssen für verläßliche Tests statt nur einer Zelle zehn Zellen entnommen werden. Und: Die Entnahme erfolgt erst am fünften Tag der Embryonalentwicklung im Blastozystenstadium, kurz vor der Implantation.
Noch gibt es nicht genug Erfahrungen mit der Blastozystenbiopsie, wie das Konsortium "Präimplantationsdiagnostik" der Europäischen Gesellschaft für menschliche Fortpflanzung und Embryologie in seinen Leitlinien feststellt. Auch wenn die australischen Forscher berichten, für die Gesundheit des Embryos sei es unerheblich, ob eine Zelle oder zehn Zellen für den Gentest entnommen werden, gibt es auch für eine solche Aussage noch zu wenig Daten. Schädigungen der Embryonen kann niemand vollständig ausschließen.
Diese Entwicklung ist ein Grund mehr, die Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland nicht zu erlauben - auch wenn viele Menschen derzeit für die PID sind.
Lesen Sie dazu auch: Analysen mit dem Genchip sind jetzt auch bei der PID möglich