KOMMENTAR
Biowaffen-Abwehr mit der Brechstange
Der Schutz der Bevölkerung gegen mögliche Biowaffen-Anschläge ist der US-Regierung viel wert: Fast sechs Milliarden US-Dollar will sie in den nächsten zehn Jahren dafür ausgeben. Nachdem gegen Pocken inzwischen genügend Impfstoff für die gesamte US-Bevölkerung beschafft worden ist, wendet man sich jetzt dem Milzbrand zu.
Hier besteht das Trauma der bisher ungeklärten Anschläge von 2001, bei denen 22 Menschen mit Sporen infiziert worden und fünf gestorben sind. Würde nur ein Kilo von Anthrax-Sporen in einer US-Großstadt freigesetzt, könnte das zu mehr als 100 000 Todesfällen führen, hat nach Presseberichten eine Studie der National Academy of Sciences ergeben. US-Experten halten daher neue Abwehr-Strategien gegen Anthrax für absolut notwendig.
Mit der jetzt für 877 Millionen US-Dollar bestellten neuartigen Vakzine setzt die US-Regierung beim Anthrax-Schutz aber alles auf eine Karte. Ein einziges Unternehmen wird die Vakzine nur schwer fristgerecht herstellen können, wie auch das aktuelle Desaster bei den Grippe-Impfstoffen zeigt: Weil man sich hier bei der Versorgung auf nur zwei Hersteller verlassen hatte und einer davon wegen Qualitätsmängeln ausgefallen ist, fehlt in den USA in diesem Jahr die Hälfte der benötigten Impfdosen.
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