KOMMENTAR
USB-Sticks als echte Kartenalternative?
Die Bundesärztekammer wird ihre Änderungswünsche bei der elektronischen Gesundheitskarte heute offiziell beschließen. Jetzt müssen Politik und Datenschützer von diesen Veränderungen überzeugt werden. Die Chancen stehen gut, denn die Ärzte haben sich im Bundesgesundheitsministerium einen Ruf als zwar kritische, aber doch konstruktive Partner erarbeitet.
Ein Ausstieg aus der gematik, wie von Kritikern gefordert, ist jedenfalls keine Option: Denn wer die nationale Telematik-Infrastruktur mit einheitlichen Standards ablehnt, bekommt keine heile Welt, in der jeder Bürger einen verschlüsselten USB-Stick mit digitalen Röntgenbildern und Arztbriefen mit sich herum trägt.
Was vielmehr passieren könnte, zeigt der Blick nach Baden-Württemberg: Ohne verbindliche Vorgaben entsteht über Einzelverträge eine auch aus Datenschutzgründen bedenkliche Zersplitterung der IT-Landschaft in unverbundene Netze, bei der keiner den Überblick behält, welche Krankenkasse und welches Unternehmen in welcher Region welche Dinge darf. Das wäre das schlechteste aller Szenarien.
Das ändert nichts daran, dass vor allem bei den freiwilligen Anwendungen der Karte für die Praxen nach wie vor vieles völlig unpraktikabel ist. Dass es bei Tests neuer Techniken zu solchen Problemen kommen kann, ist nichts Ungewöhnliches. Wichtig ist, dass alle Beteiligten - und bei Bedarf auch der Gesetzgeber - die erforderlichen Konsequenzen ziehen.