Kommentar zu Drabinskis neuer Kassenwelt
Huch! Alle ganz schön alt hier
Die Alterung der Gesellschaft wird Folgen haben. Welche genau, ist schwer vorherzusagen. Sicher ist, die Krankenversicherungssysteme werden betroffen sein. In den Wahlprogrammen der Parteien finden sich dazu allerdings nur Randnotizen.
Veröffentlicht:Es vergeht kaum noch ein Tag, an dem das Gesundheitssystem nicht an irgendeiner Stelle neu gedacht wird. Stichwortgeber ist praktisch immer die demografische Entwicklung.
Erst am Mittwoch hat der Kieler Gesundheitsökonom Thomas Drabinski darauf aufmerksam gemacht, dass der gesetzlichen Krankenversicherung sehr bald viele Beitragszahler abhanden kommen werden.
In fünf Jahren geht der erste der so genannten geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Ab dann werden sich rund 20 Jahre lang jedes Jahr mehr Beitragszahler in den Ruhestand verabschieden als Menschen in den Arbeitsprozess einsteigen und damit zu Beitragszahlern werden. Den privaten Versicheren wird es nicht anders ergehen. Ihre Kundschaft unterliegt derselben Alterung.
Welche Folgen dies alles für uns haben wird oder zumindest haben könnte, spielt im politischen Diskurs kaum eine Rolle. Das zeugt von wenig Weitsicht und Willen zur Aufklärung bei den Akteuren der Politik.
In den gesundheitspolitischen Kapiteln ihrer Wahlprogramme umschiffen alle Parteien diese Klippe mehr oder weniger elegant. Klar, vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung wird alles zukunftsfest gemacht, verspricht die FDP.
Die SPD stellt lapidar fest, dass die Menschen länger leben, und die CDU hat die wachsende Zahl älterer Menschen bemerkt. Grüne und Linke gehen auf die Alterung vorsichtshalber nur indirekt ein.
Demografische Entwicklungen lassen sich nicht in Wahlperioden messen. Das macht sie für die Wahlkämpfer uninteressant. Dabei wäre es für die älter werdenden Menschen und Wähler doch interessant, wenn die Realpolitiker mit ihren Versuchen, das Gesundheitssystem neu zu denken, einmal etwas weiter ausgreifen, und dann auch darüber sprechen würden.
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