Gynäkologie

Chefarzt-Visite per Tele-Roboter

Patientenvisite per Roboter ist auf der gynäkologischen Station einer Berliner Klinik seit August die Regel. Das ist zwar kein Ersatz für das Arztgespräch, dennoch ein Zugewinn.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Über den Roboter kommuniziert die Chefärztin mit ihrer Patientin.

Über den Roboter kommuniziert die Chefärztin mit ihrer Patientin.

© Vivantes

BERLIN. Der Roboter kommt zur Visite. Was wie Zukunftsmusik klingt, ist auf der gynäkologischen Station im Auguste-Viktoria-Klinikum (AVK) des kommunalen Berliner Klinikriesen Vivantes nach einem Testlauf seit August die Regel.

Der sogenannte „Double Robot“ besteht aus zwei elektrisch betriebenen Rädern mit einer höhenverstellbaren Stange, an der ein Tablet befestigt ist und ähnelt damit einem Segway. Das Klinikpersonal kann ihn per Handy auch von auswärts steuern, sich auf das Tablet einwählen und per Telekonferenz mit Patienten und mit dem Klinikteam kommunizieren.

„Der ‚Double‘ ermöglicht viel flexibleres Arbeiten“, meint die Chefärztin der gynäkologischen Klinik im Auguste-Viktoria-Klinikum, PD Dr. Mandy Mangler.

„Wenn ich mich nach einer Operation erkundigen möchte, wie es einer Patientin geht, aber keine Visite mehr geplant ist, schalte ich mich zu jeder Zeit und ortsunabhängig zu. Ich kann autonom über Flure und in Zimmer rollen und brauche nur jemanden, der bei Bedarf die Türen öffnet.“

Digitale Vorreiterrolle

Der Roboter ersetzt nach Unternehmensangaben kein Arztgespräch, sondern ergänzt die Möglichkeiten des Austauschs. Er ist Teil der konzernweiten Digitalisierungsstrategie von Vivantes. Auf die Gynäkologie im Auguste-Viktoria-Klinikum kam er im Rahmen eines internen Wettbewerbs. Die Station soll bei diesem Wettbewerb nun im Lauf von 18 Monaten alle Klinik-Prozesse digitalisieren.

Die Geburtskliniken von Vivantes gelten als Vorreiter in Sachen digitaler Patientenakte. Seit einem Jahr läuft dort die digitale Patientenakte, auf die auch niedergelassene Ärzte und Patientinnen Zugriff haben, als gemeinsames Projekt von AOK, Sana und Vivantes.

Viele weitere Digitalisierungsprojekte laufen beim größten kommunalen Klinikkonzern Deutschlands derzeit parallel. Dazu zählen unter anderen neue telemedizinische Verfahren („Vivantes Connect“) und ein elektronisches Patientendatenmanagementsystem (PDMS).

Es wird zunächst auf den Intensivstationen eingeführt. An vier Vivantes Standorten kommt es schon zum Einsatz, die anderen fünf Standorte sollen bis Ende 2020 folgen.

Beteiligung an Modellphase

Digitalisiert ist bei Vivantes auch die Pathologie. Gewebeschnitte stehen für Fallbesprechungen und Tumorkonferenzen digital zur Verfügung. Seit Anfang August beteiligt sich der kommunale Klinikriese zudem an einer Modellphase mit der Reha-App „Caspar“, bei der bis Ende 2021 die digitale Telenachsorge erprobt wird.

Online-Terminbuchungen, Videosprechstunden aber auch Video-Brillen für die Patienten zur Ablenkung bei Operationen sind weitere Elemente der umfangreichen Digitalisierungsstrategie von Vivantes.

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