Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Vieles muss anders werden, weil das deutsche Gesundheitswesen nicht bleiben kann, wie es ist. Doch Reformen werden oft zerredet oder benötigen Jahre in der Umsetzung. Repräsentant:innen aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens suchten im Rahmen des Dialogformates J&J Open House auf dem Hauptstadtkongress nach Auswegen.

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Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Die Herausforderungen, um das deutsche Gesundheitswesen zukunftsfest zu machen, sind gewaltig. Doch genauso groß sind die Chancen – diese Denkweise, das „Mindset“, ist entscheidend, betonte Urs Voegeli, Vorsitzender der Geschäftsführung der Janssen-Cilag GmbH, einem Unternehmen von Johnson & Johnson, bei der Veranstaltung „J&J Open House“ anlässlich des Hauptstadtkongresses in Berlin. „Das Wichtigste ist, dass unsere Innovationen beim Patienten ankommen“, betonte Voegeli. Das Veranstaltungsformat hat sich zum Ziel gesetzt, komplexe gesundheitspolitische Themen mit relevanten Stakeholdern aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens zu beleuchten und gemeinsam nach tragfähigen Lösungen zu suchen.

Am Beginn der Podiumsdiskussion zum Thema „Innovations- und Gesundheitsstandort Deutschland: Welche politischen Impulse braucht medizinischer Fortschritt?“ stand die Problemanalyse. Auf die Frage, wo denn aktuell in Deutschland die größten Herausforderungen und Bremsklötze lägen, fielen den Podiumsgästen viele Punkte ein. Angesichts der Demografie bedingt absehbaren Krankheitslast sei das deutsche Gesundheitswesen in wenigen Jahren nicht mehr zu finanzieren, warnte Prof. Dr. Dennis Ostwald, Gründer und CEO des WiFOR-Instituts.

Dr. med. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit und Fachärztin für Anästhesiologie und Chief Patient Officer, Universitätsmedizin Essen, fehlen in der – nicht nur – gesundheitspolitischen Debatte oftmals „Mut und Ehrlichkeit“ ebenso wie ein „Wir-Verständnis“ beim Angehen elementarer Reformen. „Es wird leider viel zerredet.“ Der CDU-Abgeordnete Christian Gräff, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion, nannte zwei große Herausforderungen: einerseits die demografische Entwicklung in Deutschland – es fehle absehbar an Fachkräften, die den Alltag von Versorgung und Pflege sicherstellen. Andererseits macht er häufig eine fehlende Risikobereitschaft der Menschen in Deutschland aus. „Man kann nicht alles absichern“, bemerkte Gräff.

Professor Dr. Sylvia Thun, Director Digital Medicine & Interoperability an der Charité Universitätsmedizin Berlin, hob zwei parallele Entwicklungen als größte Herausforderungen hervor: die aktuellen finanziellen Belastungen bei der Transformation des deutschen Gesundheitswesens hin zu einer datengetriebenen Medizin. Zudem gehe es um eine „Health Data Literacy“, bei der medizinische Entscheidungen regelhaft auf Basis von Daten getroffen werden können.

Trotz dieser Kaskade an Problemen zeigte sich Urs Voegeli optimistisch: „Das Glas ist halb voll.“ Er erinnerte beispielhaft an die Fortschritte in der Onkologie. „Was noch vor 10 bis 15 Jahren Science Fiction war, ist heute möglich.“ Zudem lasse die neue Bundesregierung erkennen, dass sie bereit ist, Herausforderungen bei den Sozialsystemen in ihrem Zusammenhang anzugehen. So habe Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) jüngst das Gesundheitswesen ausdrücklich nicht als Kostenfaktor, sondern als dynamische Wirtschaftsbranche gewürdigt, erinnerte Voegeli.

WifOR-Gründer Dennis Ostwald plädierte daran anschließend für ein Vorgehen, bei der die Leistungen des Gesundheitswesens und der wissenschaftlichen Innovationen anschaulich makroökonomisch fassbar werden – beispielsweise im Hinblick auf die vermiedene Krankheitslast in Folge eines neuen Medikaments. Und: Bleiben Menschen gesund, können sie länger ihren Beruf ausüben und produktiv bleiben.

Das Institut berechnet daher bereits seit Jahren den ökonomischen Fußabdruck der Gesundheitsbranche – das sind direkte, indirekte oder induzierte Effekte, die über das Gesundheitswesen hinaus auf die Gesamtwirtschaft ausstrahlen. Statt bloß „Kostenfaktor“ zu sein, werde so deutlich, wie Gesundheitsinvestitionen wirtschaftliches Wachstum, Innovationskraft und gesellschaftliche Resilienz fördern, so Ostwald.

Auch Sylvia Thun plädierte für einen andere Perspektive: Die öffentliche Debatte über das Gesundheitswesen werde häufig von Engpässen der Versorgung wie etwa Wartezeiten dominiert. Dabei gerate aus dem Blick, dass Deutschland – Stichwort European Health Data Space oder Gesundheitsdatennutzungsgesetz – längst zum „Weltmeister“ der Forschungsdaten-Infrastruktur gereift sei. Und auch die Industrie dürfe endlich entsprechende Anfragen an das Forschungsdatenzentrum stellen. „Das ist ganz großartig“, befand Thun.

Urs Voegeli, der lange in Australien und Asien beruflich tätig war, berichtete, der Blick von außen auf Deutschland sei ein anderer als die gesundheitspolitischen Debatten, die hierzulande geführt werden, vermuten lassen. Dort stehe Deutschland nach wie vor für Innovationskraft und Erfindungsgeist. „Das Mindset ist entscheidend, wenn wir Dinge verändern wollen“, befand er.

Beispiel pharmazeutische Industrie: Mit dem AMNOG sei ein wichtiges wertbasiertes Regelwerk für die Nutzenbewertung geschaffen worden. Die Zugänglichkeit der Patienten zu Innovationen sei im internationalen Vergleich hervorragend. Doch bei dem 15 Jahre alten AMNOG seien nun kluge Anpassungen fällig. Auch könne Deutschland in vielen Punkten besser werden, wenn man „über den Tellerrand“ schaue – so etwa bei der klinischen Forschung nach Spanien oder Frankreich.

Wie können nun Innovationen – und zwar in der Fläche – in das allzu häufig träge Deutschland kommen? Die Teilnehmer warfen einige Anregungen in die Debatte: So verwies Ruth Hecker auf das Potenzial, das darin läge, wenn Outcomes der Versorgung systematisch erfasst würden – Stichwort Patient Reported Outcomes (PROMs) und Patient Reported Experience Measures (PREMs). Doch hier sieht sie in Deutschland „fehlenden Willen, dies auch umzusetzen“, bedauerte Hecker.

Viel habe mit fehlenden Anreizen zu tun, ergänzte Sylvia Thun: „Es gibt keine Incentives, also macht es keiner.“ Anders sehe es beispielsweise bei der Diskussion aus, wieviel Honorarärzte für das Befüllen der elektronischen Patientenakte erhalten sollen. „Das Befüllen der ePA sollte eigentlich selbstverständlich zum ärztlichen Beruf dazugehören“, bemerkte sie. Der CDU-Politiker Christian Gräff möchte beim Umgang mit dem Datenschutz insbesondere bei Gesundheitsdaten am liebsten eine „Kulturrevolution“ ausrufen. Hier seien, ergänzte Thun, einige wenige Akteure in der Vergangenheit „sehr laut“ gewesen - diese hätten Datenschutz zu ihrem „Geschäftsmodell“ gemacht.

Es sei immer noch nicht ausreichend gelungen, Gesundheit in der Politik mit hoher Priorität zu verankern, Stichwort „Health in all policies“, bemerkte Ruth Hecker. Für Dennis Ostwald geht kein Weg daran vorbei, den Wert von Gesundheit zu messen, so dass dieser auch außerhalb der „Blase“ der gesundheitspolitischen Community transparent wird. Deutschland habe bereits einen „Autokanzler“ gehabt, nun sei es Zeit für einen „Gesundheitskanzler“, befand der WifOR-Vorstand.

Der Weg zurück zu wirtschaftlicher Stärke in Deutschland kann nur über Wachstum geschehen, resümierte Gastgeber Urs Voegeli. Zentral seien jetzt Verlässlichkeit und Planbarkeit seitens der Bundesregierung. „Dann können wir anpacken.“

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