Lyme-Borreliose

Diagnose Lyme-Borreliose wird nur bei eindeutigen Symptomen gestellt

Die durch eine Infektion mit Borrelia burgdorferi verursachte Lyme-Borreliose verläuft bei mehr als einem Viertel der Patienten klinisch inapparent. Kommt es zu Symptomen, betreffen diese meist die Haut, das Nervensystem und den Bewegungsapparat, selten auch das Herz.

Die Lyme-Borreliose verläuft individuell sehr variabel, was die Diagnose erschwert. In der Frühphase der Erkrankung klagen viele Patienten über allgemeines Krankheitsgefühl. Es können Lymphknotenschwellungen und subfebrile Temperaturen auftreten. Für die Differenzialdiagnose ist wichtig, dass die Patienten keine Atemwegs- oder gastrointestinalen Symptome aufweisen.

In der Spätphase sind unspezifische Symptome selten und weniger stark ausgeprägt. Darauf weisen Professor Andreas Krause aus Berlin und Dr. Volker Fingerle aus Oberschleißheim in ihrem CME-Beitrag hin, in dem sie den aktuellen Wissensstand über die Lyme-Borreliose zusammenfassen.

Häufigstes Hautsymptom der Erkrankung ist das Erythema migrans, das frühestens zwei Tage nach dem Zeckenstich auftritt. Der Rand dieses nicht schmerzenden Erythems ist scharf begrenzt. Im Verlauf kann die charakteristische Ringform mit zentraler Papel entstehen. Das Erythem bildet sich auch ohne Therapie zurück. Gelegentlich entwickelt sich in der frühen Krankheitsphase auch ein Borrelien-Lymphozytom. Dabei handelt es sich um schmerzlose bläulich-rote Hautknötchen, die sich an Ohrläppchen, Brustwarze oder Skrotum bilden.

Symptom der späten Phase ist die Acrodermatitis chronica atrophicans: Hier ist zum Beispiel die Haut einer Hand zunächst ödematös geschwollen und es kommt allmählich zu einer bläulich-lividen Verfärbung. Unter Umständen erst nach Jahren atrophieren Haut und subkutanes Fettgewebe. Die Acrodermatitis ist im betroffenen Hautareal oft mit Arthropathien und Polyneuropathien assoziiert.

Symptome am Bewegungsapparat sind in der Frühphase Arthralgien, Myalgien oder milde Arthritiden. Die typische Lyme-Arthritis tritt erst Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich auf. Bei mindestens 85 Prozent der Patienten ist mindestens ein Kniegelenk betroffen. Die Fingergelenke werden nicht befallen.

Die Verdachtsdiagnose Lyme-Borreliose wird klinisch gestellt. Richtungsweisend sind das Erythema migrans und die Acrodermatitis. Alle anderen Symptome sind unspezifisch. Wichtigste Laboruntersuchung ist der Antikörpernachweis im Serum oder Liquor. Dabei hat sich eine Stufendiagnostik bewährt: Sie beginnt mit einem serologischen Suchtest. Nur wenn der Befund positiv ist, schließt sich ein hochspezifischer Immunoblot an. Fällt dieser negativ aus, ist der ganze Befund als negativ zu bewerten.

Aber auch ein positiver Immunoblot ist kein Beweis für eine Lyme-Borreliose, so die Autoren. Jedoch erhöht er die Sicherheit, dass die nachgewiesenen Antikörper tatsächlich gegen B. burgdorferi gerichtet sind. Dies kann aber auch auf einer früheren Infektion beruhen.

Ein Erregernachweis - aus Hautbiopsien, Liquor, Synovia oder Synovialis - ist erst indiziert, wenn der klinische Befund trotz negativer Serologie eine Lyme-Borreliose nahelegt. Die Autoren betonen, dass alle mikrobiologischen Untersuchungen immer nur zusammen mit Anamnese und klinischem Befund interpretiert werden dürfen. (mar)

Nur für Ärzte: Zu dem Modul "Wenn Zecken Borrelien bescheren ..."

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