Riesige Datenmengen

Krankenhäuser klagen über Bürokratie für Bundes-Klinik-Atlas

Er sollte Patienten umfassend über Krankenhäuser und Behandlungsangebote informieren: der Bundes-Klinik-Atlas. Doch die Kritik hält an. Den Krankenhäusern beschert das Projekt viel zusätzliche Arbeit.

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Essen. Die Krankenhäuser in Deutschland beklagen einen drastischen Bürokratie-Aufwand für den von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ins Leben gerufenen bundesweiten Klinik-Atlas. Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), sagte der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Montag), die Kliniken müssten „mit einem unfassbaren bürokratischen Aufwand Unmengen an Daten“ für das Projekt zur Verfügung stellen, ohne dass dabei ein Nutzen für Patientinnen und Patienten herauskomme.

Der Bundesklinik-Atlas war im März 2024 an den Start gegangen. Er soll Patienten über die Qualität der Krankenhäuser, die Zahl der entsprechenden Eingriffe und Fehlerquoten aufklären. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft und zahlreiche Mediziner hatten kein gutes Haar an dem Projekt des Gesundheitsministeriums gelassen. Sie forderten die Abschaltung des Projekts und verwiesen darauf, dass die Deutsche Krankenhausgesellschaft seit 2002 ein ähnliches Verzeichnis anbiete. Auch bei verschiedenen Krankenkassen gebe es Wegweiser für die Suche nach einer passenden Klinik. Im Juni 2024 kündigte der Minister wegen der heftigen Kritik ein verbessertes Update des Projekts an.

Heftige Strafen bei Fristüberschreitung

Konkret protestieren die Krankenhäuser jetzt laut Blum dagegen, dass sie rückwirkend für 2024 und 2025 quartalsweise die Arbeitszeiten jeder Fachärztin und jedes Facharztes auflisten müssen, damit ersichtlich werde, für welche medizinische Leistungsgruppe wie viel Zeit aufgewendet worden sei. Sollten sie dies nicht fristgerecht noch im April schaffen, drohten heftige Strafen.

„Aufgrund der Komplexität der zu liefernden Daten und der vielfach noch nicht vorhandenen Software können nur wenige Krankenhäuser die Frist zur Datenlieferung einhalten“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, der Zeitung. Der bürokratische Aufwand sei „ärgerlich und absurd“. Gaß nannte den Klinik-Atlas eine „völlig nutzlose und teure Suchmaschine, die nach ihrem desaströsen Start voller Falschangaben vor einem Jahr heute ganze 25 Krankheiten listet“. Der Klinik-Atlas werde von den Menschen im Gegensatz zum Deutschen Krankenhausverzeichnis oder den Vergleichs-Angeboten der Krankenkassen kaum genutzt. (KNA)

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