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GKV-Arzneimittelmarkt

Arzneimittel: Nur geringes Plus bei Verordnungen, aber Kosten steigen

Obwohl Ärzte 2019 nur wenig mehr Arzneimittel als in den Jahren davor verordnet haben, sind die GKV-Ausgaben dafür weiter deutlich gestiegen. Die meisten Arzneimittelkosten wurden von den Hausärzten veranlasst. Der Grund dafür ist aber, dass diese Facharztgruppe 30 Prozent aller an der Versorgung teilnehmenden Ärzte stellt.

Von Taina Ebert-Rall Veröffentlicht:
Die Arzneimittelversorgung von GKV-Versicherten wird hauptsächlich durch die Hausärzte gewährleistet.

Die Arzneimittelversorgung von GKV-Versicherten wird hauptsächlich durch die Hausärzte gewährleistet.

© Dron / stock.adobe.com

Berlin. Um sechs Prozent auf 43,9 Milliarden Euro sind die Arzneiausgaben in der GKV 2019 gestiegen. So das Ergebnis des jüngst veröffentlichten Berichts des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zum GKV-Arzneimittelmarkt. Als Grund für diesen Anstieg nennt der Bericht einen Trend zu hochpreisigen patentgeschützten Arzneimitteln. Mit Nettokosten in Höhe von 21 Milliarden Euro entfiel demnach ein Anteil von 47,8 Prozent auf diese Produkte. Das umsatzstärkste Medikament in Deutschland, das DOAK Eliquis® (Apixaban), ist dem Bericht zufolge auch das umsatzstärkste Mittel der Hausärzte.

Mit einem Umsatz von zusammen 18,3 Milliarden Euro stellten die Hausärzte und hausärztlich tätigen Internisten insgesamt die umsatzstärkste Facharztgruppe. Das entsprach einem leichten Zuwachs im Vergleich zu 2012, als der Umsatz noch bei 16,1 Milliarden Euro gelegen hatte. Der Umsatz je Verordnung in Höhe von 38,12 Euro lag etwas über dem Wert des Vergleichsjahres, als er 35,58 Euro betragen hatte.

Onkologen mit hohem Umsatz je Arzt

Die Zahl der verordnenden Ärzte in der Gruppe der Hausärzte und hausärztlich tätigen Internisten betrug nach der Erhebung 55 .725 (2012: 55 .445). „Damit wird deutlich, dass die Arzneimittelversorgung von GKV-Versicherten durch diese Facharztgruppe gewährleistet wird“ erläutert denn auch der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. „Keine Facharztgruppe verschreibt mehr Arzneimittel je Arzt. Der Umsatz je Arzt ist aber vergleichsweise gering.“ Platz drei der umsatzstärksten Arztgruppen erreichen dem Bericht zufolge die Hämatologen und Onkologen. Für diese Gruppe wurde der mit Abstand höchste Umsatz je Arzt mit rund 4,5 Millionen Euro ermittelt und auch der höchste Umsatz je Verordnung. Die Gründe sind darin zu suchen, dass die pharmazeutischen Hersteller gerade im Bereich der Onkolgika eine Vielzahl neuer und hochpreisiger Arzneimittel, die aktuell noch unter Patentschutz stehen, an den Start gebracht haben.

Rang zehn in der Umsatz-Liste nehmen die Augenärzte ein, die insgesamt weder bei den Verordnungen noch bei den Umsätzen je Arzt eine Auffälligkeit aufwiesen. Eine Ausnahme stellt hier der Umsatzanteil von Lucentis® (Ranibizumab) dar, dem umsatzstärksten Arzneimittel der Augenärzte. Das Mittel gegen Makuladegeneration weist den WIdO-Berechnungen zufolge einen besonders hohen Umsatz je Verordnung auf, sodass rund jeder dritte Euro beim Arzneimittelumsatz der Augenärzte für dieses Medikament aufgebracht wird.

Arzneikosten in Neurologie sinken

Im Vergleich zu 2012 ist, so geht aus den WIdO-Zahlen weiter hervor, zudem der Durchschnittswert für die Verordnung je Arzt über die Jahre deutlich gestiegen. Das betrifft etwa die Hämatologen und Onkologen sowie Hautärzte und Augenärzte. Bei einigen blieben die Umsätze je Verordnung relativ konstant, zum Beispiel bei den Hausärzten. Dagegen wurden die Verordnungen von Neurologen und Nervenärzten im Verlauf der letzten Jahre günstiger.

Im Schnitt zeigten sich auch bei allen Facharztgruppen sinkende Verordnungsanteile des Patentmarktes am Gesamtmarkt. Patentarzneimittel deckten auch in den umsatzstärksten Facharztgruppen immer weniger Versorgung ab. Dem steht aber nicht immer der – wie im Gesamtmarkt existierende – steigende Umsatzanteil gegenüber. Der stärkste Effekt ist bei den Augenärzten zu sehen. Hier haben patentgeschützte Arzneimittel rund 42 Prozent des Umsatzes verursacht und 38 Prozent der Versorgung sichergestellt. 2019 steht dem Verordnungsanteil von 16 Prozent ein Umsatzanteil von rund 70 Prozent gegenüber.

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