Förderung

Innovationen sind nicht nur eine Frage der Kostensenkung

An Fördergelder für Innovationen kommen einzelne Ärzte nur schlecht heran. Das muss sich ändern, fordert Gesundheitsökonom Ralph Tunder. Denn: Gute Ideen entstehen oft direkt in der Arztpraxis.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:

BERLIN. Wer keinen schlagkräftigen Partner, etwa eine Krankenkasse oder einen großen Berufsverband, an der Seite hat, hat als erfindungsreicher niedergelassener Arzt wenig Chancen, Fördergelder für die Entwicklung einer Innovation zu bekommen.

An Töpfen, aus denen geschöpft werden könnte, fehlt es zwar nicht. Doch meistens gehören die niedergelassenen Ärzte nicht zu der Zielgruppe, die mit dem Fördergeld beglückt werden soll. "Es fehlen Förderinstrumente für klein angelegte Projekte", konstatierte Professor Ralph Tunder von der EBS Universität Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel bei der Preisverleihung für den Erfolgs-Rezept Praxis-Preis von UCB Innere Medizin und Springer Medizin in Berlin.

Innovationsfonds nicht geeignet

Besonders der Innovationsfonds, der auf Bundesebene Geld ausschüttet, ist auf groß angelegte Forschungsprojekte ausgelegt und wird dementsprechend auch vorrangig von großen Forschungsgruppen genutzt. Und die Länderförderungsprogramme konzentrieren sich hauptsächlich auf Schlüsseltechnologien. Geld von Krankenkassen oder Kassenärztlichen Vereinigungen zu bekommen ist nach Angaben von Tunder für einzelne Praxen ebenfalls schwierig.

Die lückenhaften Förderinstrumente im Bereich der ambulanten Patientenversorgung müssten deshalb ergänzt werden. "Investitionsförderung muss als Investition begriffen werden und dauerhaft, unbürokratisch und wirtschaftlich funktionieren. Sie sollte außerdem unbedingt wettbewerblich organisiert sein", fordert Ralph Tunder.

Aufgabe für die Pharmaindustrie?

Als Lösung schlägt er deshalb zum einen die Schaffung eines gesonderten Fonds für Projekte aus dem Mittelstand vor. Auch die Pharmaindustrie, sagte Tunder, könne bei der finanziellen Förderung von Innovationen eine tragende Rolle übernehmen. So hätten dann auch Projekte, die nicht nur eine direkte Kostensenkungsabsicht zum Ziel haben, Aussicht auf Fördergelder.

Zum anderen hält Ralph Tunder die Einrichtung von Innovationsbudgets bei Krankenkassen für sinnvoll. Per festgelegtem Mindestausgabenwert pro Jahr und Versichertem könnten so neue Versorgungskonzepte unterstützt werden. Eine schnelle Umsetzung der Förderung wäre durch das feste Ausgabenziel gewährleistet. Das sei wichtig angesichts der kurzen Innovationszyklen in der digitalen Welt. Eine Beschränkung auf bestimmte Produkte oder Vertragspartner dürfe nicht erfolgen, um den Wettbewerb zwischen den Kassen weiter zu fördern. (juk)

Lesen Sie dazu auch: Praxis-Preis: Drei Ärzte - drei innovative Versorgungsideen

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