Onkologie
Kombitherapie: Oft beträchtlicher Zusatznutzen
Ergebnisse der frühen Nutzenbewertung zeigen die starken Effekte neuartiger Kombinationstherapien in der Onkologie. Dadurch haben sich auch die Behandlungsoptionen erweitert.
Veröffentlicht:Die Onkologie ist das mit Abstand wichtigste Innovationsfeld der medizinischen Wissenschaft. Fast ein Drittel aller zwischen 2011 und 2020 neu zugelassenen Wirkstoffe sind Onkologika, in den frühen Nutzenbewertungen des Gemeinsamen Bundesausschusses liegt die Quote bei der Anerkennung eines beträchtlichen Zusatznutzens über dem Durchschnitt.
Therapie für mehr Patienten
Dieser Fortschritt kommt immer mehr Krebspatienten zugute, der Verbrauch stieg nach Daten des von IGES erstellten „Arzneimittelatlas“ von 57 Millionen Tagesdosen im Jahr 2015 auf 78 Millionen Tagesdosen im Jahr 2020; das ist ein Zuwachs von 37 Prozent. In wohl keinem anderen Therapiebereich ist innerhalb weniger Jahre in einem derartigen Ausmaß eine wirksame Therapie zur Verfügung gestellt worden wie bei der Behandlung von Krebs.
Das geplante GKV-FinStabG
- soll angesichts eines erwarteten Defizits von 17 Milliarden Euro im nächsten Jahr die Krankenkassen finanziell stabilisieren;
- neben einem höheren Zuschuss aus dem Bundeshaushalt soll auch bei Arzneimitteln gespart werden;
- geplant sind unter anderem Zwangsabschläge auf Erstattungsbeträge für freie Kombinationen von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen, die die Nutzenbewertung durchlaufen haben.
Wer genauer hinsieht, erkennt seit einigen Jahren einen weiteren Trend: Die Entwicklung neuer, individualisierter Kombinationstherapien, von denen sich Wissenschaftler und Ärzte eine signifikant steigende Verbesserung hinsichtlich Mortalität, Morbidität und Lebensqualität für die betroffenen Patienten erhoffen. Die Anwendung solch aufwendiger Therapien durch Ärzte ist in vielen Fällen durch evidenzbasierte Nutzenbewertungsentscheidungen gedeckt, wie prominente Beispiele verdeutlichen, in denen der G-BA einen beträchtlichen Zusatznutzen festgestellt hat:
Mammakarzinom: Zusammen mit dem neuen Kombinationspartner Tucatinib führte die Therapie mit den in der Kontrollgruppe verwendeten Wirkstoffen Trastuzumab und Capecitabin zu einer Verdreifachung des progressionsfreien Überlebens nach einem Jahr auf 33 Prozent und zu einer Verdoppelung des Gesamtüberlebens auf 45 Prozent nach zwei Jahren.
Darmkrebs: Mit der neuen Kombination von Encorafenib und Cetuximab im Vergleich zu Irinotecan oder FOLFIRI verlängerte sich das progressionsfreie Überleben von 50 Prozent der Patienten von 1,5 auf 4,3 Monate, das Gesamtüberleben von 5,9 auf 9,3 Monate.
AML: Die Kombination hypomethylierender Substanzen mit Venetoclax erhöhte die Überlebenszeit um 5,1 Monate, bei 66,4 Prozent (Kontrollgruppe 28,3 Prozent) verschwanden die Krankheitszeichen, bei fast 60 Prozent (35,2 Prozent) konnte auf Transfusionen verzichtet werden.
Erweiterte Therapieoptionen
Multiples Myelom: Die Kombination von Daratumumab, Lenalidomid und Dexamethason führte dazu, dass 70,6 Prozent der Patienten mindestens keine Krankheitsprogression erlitten und bei einem Viertel die Krankheitsaktivität unter der Nachweisgrenze lag.
Viele Innovationen steigern die Zahl möglicher Kombinationen, was sich in Kassendaten niederschlägt: So hat sich nach Feststellung des AMNOG-Reports die Zahl der Kombitherapien zwischen 2017 und 2020 vervierfacht. Das heißt: Immer mehr Patienten profitieren davon.