AOK-Arztberater

Partner im Vertragsmanagement

Die Arztberater der AOK unterstützen Hausärzte und ihre Praxisteams zum Beispiel mit Informationen über potenzielle DMP-Teilnehmer oder die Behandlungsqualität von Kliniken. Wir sprachen mit Claudia Seidensticker, die als Arztberaterin bei der AOK Hessen arbeitet.

Von Silke Heller-Jung Veröffentlicht:

Was können Sie Ärzten und ihren Praxisteams bieten, was diese nicht schon aus anderen Quellen erfahren?

Claudia Seidensticker: Als ich vor fünf Jahren als Arztberaterin angefangen habe, wurde ich oft in die "Vertreterecke" gestellt. Da habe ich dann vehement widersprochen: "Ich bin keine Vertreterin, ich komme von Ihrem Vertragspartner." Ich glaube, da hat sich die Wahrnehmung inzwischen gewandelt, weil die Ärzte uns als Partner erleben. Wir können ihnen ganz konkret sagen, wie viele Patienten in die Disease-Management-Programme eingeschrieben sind und wie sich diese auf deren Gesundheit auswirken.

Und wir unterstützen die Praxen auch aktiv: Wenn ein Arzt einen DMP-Vertrag abschließt, dann schlage ich ihm Patienten vor, die dafür infrage kommen, und biete ihm an, in seiner Praxis einen Einschreibenachmittag zu machen und die Patienten dazu einzuladen.

Bei welchen Fragen haben die Ärzte den größten Klärungsbedarf?

Ganz oft geht es um die Frage: Bleibt es bei den DMP? Ist das eine Sache mit Zukunft? Das wird immer wieder abgeklopft. Hier im Rhein-Main-Gebiet haben in den letzten Jahren einige Ärzte ihre Praxen aufgegeben, und ich habe dann mit den Nachfolgern die Verträge abgeschlossen. Wenn der Vorgänger nicht bei den Disease-Management-Programmen mitgemacht hat und der Nachfolger jetzt dabei ist, dann wirkt sich das positiv aus auf die Praxis. Von daher liegt es den Ärzten am Herzen, wie es mit den DMP weitergeht.

Daneben gibt es natürlich auch ganz konkrete Fragen, etwa: Ich habe eine Erstdokumentation erstellt. Wie mache ich denn jetzt eine Folgedoku?

Wo drückt die Medizinischen Fachangestellten häufig der Schuh?

Das sind oft ganz konkrete Abrechnungsfragen. Es sind aber oft auch Ängste. Es werden ja immer mehr Programme in den Praxen etabliert, und darum müssen die MFA immer mehr leisten, zusätzlich zum Praxisalltag. Ich erlebe da oft die Verunsicherung, ob das alles zu schaffen ist. Insofern legen die Praxismitarbeiterinnen Wert auf unsere Besuche, weil sie uns so ziemlich alles fragen können. In großen Schwerpunktpraxen tauche ich etwa alle zwei Wochen auf. Dann haben die MFA oft schon einen Zettel mit Fragen parat.

Welche Rolle spielt das Thema Qualität im Praxisalltag?

Die Patienten im DMP merken, dass ihr Arzt und ihre Krankenkasse ein großes Interesse daran haben, sie in ihrer Krankheit zu begleiten. Wenn durch den Hausarzt und das DMP eine engmaschige Betreuung sichergestellt ist, dann können wir eine Menge Folgeerkrankungen verhindern oder sie zumindest frühzeitig erkennen und behandeln.

Das nützt den Patienten und spart natürlich unterm Strich auch Behandlungskosten. Wir haben also alle ein großes Interesse daran, hier gute Qualität sicherzustellen. Von den Praxen wird es sehr positiv wahrgenommen, dass wir uns aktiv darum kümmern und etwa Patienten an Termine erinnern.

Ein Dreh- und Angelpunkt für die Qualität in der Praxis ist, dass die Diagnosen auch entsprechend dokumentiert werden. Wenn ich zum Beispiel sehe, dass ein Patient ein Medikament für Diabetiker verschrieben bekommt, aber Diabetes nicht kodiert ist, dann spreche ich den Arzt darauf an, dass die Diagnose fehlt.

Die AOK informiert die Ärzte ja auch über die Behandlungsqualität von Kliniken bei bestimmten Eingriffen. Wie kommen diese Informationen bei den Ärzten an?

Wenn ich das Thema Qualitätssicherung mit Routinedaten anschneide und auf unsere Einweiserinformationen für Ärzte hinweise, kommt manchmal der Einwand: "Ich entscheide selbst, in welche Klinik ich meine Patienten einweise."

Dann sage ich: "Da wollen wir uns ja auch gar nicht einmischen. Aber wir als AOK müssen doch wirtschaftlich mit unseren Beitragsgeldern umgehen. Also schauen wir: Wo wird der Patient denn am besten versorgt? Wir stellen beispielsweise Infomappen zusammen, damit Sie bei bestimmten Operationen sehen können, wie der Behandlungserfolg in den unterschiedlichen Kliniken ist."

Dieses Argument wird in der Regel als positiv empfunden, und dann legt der Arzt sich unsere Mappe meistens auch griffbereit zur Seite.

Wann sagen Sie sich: Dieser Praxisbesuch war erfolgreich?

Wenn mir widergespiegelt wird, dass ich als Partner wahrgenommen werde, den man alles fragen kann - ob es nun um die Heilmittelverordnung oder Vertragsfragen geht.

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