Impflücken bei Chronikern
Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten
Nur ca. jeder Zehnte aller chronisch Erkrankten unter 60 ist gegen Grippe geimpft – eine riskante Entscheidung. Denn für Diabetiker, Krebspatienten und Menschen mit MS kann eine Grippe bedrohlich werden. Warum die Impfung auch für junge Chroniker so wichtig ist…
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Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland, lebt mit einer chronischen Erkrankung, was sie besonders anfällig für schwere Verläufe von Infektionskrankheiten wie z.B. Influenza macht [1]. Trotz der klaren Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und dem WHO-Ziel einer Abdeckung von 75 % ist die tatsächliche Impfquote bei chronisch Kranken alarmierend niedrig, vor allem in den jüngeren Altersgruppen. Nur etwa jeder Zehnte der 18- bis 59-jährigen Chroniker ist gegen Influenza geimpft [2]. Dabei weisen Studien deutlich auf eine Senkung der Morbidität und Mortalität durch eine Impfung hin.
Patienten mit Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Diabetes
In Deutschland leben rund 11 Millionen Menschen mit Diabetes [3]. Diese Patienten haben ein erhöhtes Risiko für renale oder kardiovaskuläre Komplikationen durch eine Influenzainfektion [4, 5]. Solche Störungen können die Diabetes-Erkrankung verschlechtern und das Risiko für Hospitalisierungen sowie die Sterblichkeit deutlich erhöhen [4-6]. Studien zeigen, dass geimpfte Diabetiker ein um 17 % geringeres Risiko für die Gesamtmortalität und ein um 16 % geringeres Risiko für kardiovaskuläre Mortalität aufweisen [7]. Menschen mit Diabetes profitieren also insbesondere mit Blick auf potenzielle kardiovaskuläre Auswirkungen klar von einer Influenza-Impfung.
Patienten mit onkologischen Erkrankungen
Etwa 4,4 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Krebs [8]. Diese Patienten haben ein stark erhöhtes Risiko für infektiöse Komplikationen, insbesondere wenn sie sich in einer Behandlung mit systemischer Tumortherapie befinden. Eine Infektion kann zudem die Durchführung einer wirksamen Therapie verzögern und trägt so in zweifacher Weise zu Morbidität und Mortalität bei Krebspatienten bei. Die Prävention durch Impfungen ist daher ein wichtigerer Aspekt der Patientenbetreuung. [9]
Patienten mit chronischen neurologischen Erkrankungen wie z.B. Multiple Sklerose
Mehr als 280.000 Menschen in Deutschland leben mit Multipler Sklerose (MS) [10]. Infektionskrankheiten wie Influenza können das Risiko für MS-Schübe erhöhen [11]. Darüber hinaus sind MS-Patienten durch immunmodulatorische Therapien besonders anfällig für Infektionen [11]. Die Influenza-Impfung löst selbst keinen MS-Schub aus, was sie zu einer angemessenen Präventionsmaßnahme macht [12].
Patienten mit autoimmun und chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie z.B. rheumatoide Arthritis
Rund 1,5 bis 2,1 Millionen Menschen in Deutschland leiden an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis [13]. Diese Patienten haben ein erhöhtes Infektionsrisiko und ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe bei einer Influenzainfektion, während Impfungen das Risiko für infektionsgetriggerte Schübe reduzieren können. Dazu wurde die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Impfung in dieser Patientengruppe in mehreren Studien gezeigt [14, 15].
Kritische Impflücken bei jungen Chroniken
Ein besonderes Augenmerk muss auf junge Chroniker gelegt werden, da die Impfquote in den jüngeren Altersgruppen besonders niedrig ist. In der Saison 2023/2024 lagen die Impfquoten für 18- bis 29-Jährige sowie für 30- bis 39-Jährige mit Grunderkrankungen jeweils unter 10 %. [2] Aufklärung und Impfangebote gerade für diese Altersgruppen sollten intensiviert werden, um Impflücken zu schließen. Doch auch unabhängig vom Alter, muss die Patientenbetreuung von Personen mit chronischen Erkrankungen verbessert werden. Schließlich besteht nur bei ca. jedem Zehnten der 18- bis 59-jährigen chronisch Erkrankten ein ausreichender Influenza-Impfschutz [2].

Ergänzender Schutz durch Kokon-Impfung
Neben der Impfung der chronisch Kranken selbst spielt auch die Impfung des unmittelbaren Umfelds eine wichtige Rolle. Familienmitglieder, Pflegepersonen und andere enge Kontaktpersonen können ebenfalls geimpft werden, um den indirekten Schutz der Chroniker zu erhöhen. Durch die Verringerung der Viruszirkulation im Umfeld der Betroffenen kann das Risiko einer Ansteckung erheblich gesenkt werden, was besonders bei immungeschwächten Personen von großer Bedeutung ist [16].
Maßnahmen erforderlich, um Impflücken zu schließen
Die niedrige Impfquote bei Chronikern ist alarmierend und erfordert gezielte Maßnahmen zur Aufklärung und Erhöhung der Impfbereitschaft. Menschen mit Diabetes, Krebs, MS und rheumatoider Arthritis profitieren erheblich von einer Influenza-Impfung. Darüber hinaus empfiehlt sich auch die Impfung des unmittelbaren Umfelds dieser Patienten, um das Risiko von Infektionen zu minimieren und den Gesundheitsschutz zu maximieren.
Jeder Arzt bzw. jede Ärztin kann und darf impfen und sollte diese Verantwortung als Teil der Patientenbetreuung insbesondere bei der vulnerablen Gruppe der Chroniker wahrnehmen. Durch eine Aufklärung über die nachgewiesenen Risiken einer Infektion sowie die Vorteile einer Impfung für die jeweilige Indikation kann auch in jüngeren Altersgruppen eine höhere Impfbereitschaft erreicht und das hohe Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei chronisch Kranken effektiv gesenkt werden.
Literatur:
1. Ärzteblatt. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist chronisch krank, 28.09.2020. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/116897/Mehr-als-die-Haelfte-der-deutschen-Bevoelkerung-ist-chronisch-krank, abgerufen am 24.07.2025.
2. Berechnung auf Grundlage von: Robert Koch-Institut (2025). VacMap – Dashboard zum Impfgeschehen in Deutschland. https://www.rki.de/vacmap, Personen mit Grunderkrankungen Grippesaison 2023/2024, abgerufen am 24.07.2025.
3. Deutsche Diabetes Hilfe. Diabetes in Zahlen. https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_in_zahlen, abgerufen am 24.07.2025.
4. NFID. For people with diabetes, flu vaccination is more important than ever, 05.11.2020. https://www.nfid.org/for-people-with-diabetes-flu-vaccination-is-more-important-than-ever/, abgerufen am 24.07.2025.
5. Sellers SA, et al. Influenza Other Respir Viruses. 2017;11(5):372-393.
6. Mertz D, et al. BMJ. 2013;347:f5061.
7. Modin D et al. Diabetes Care 2020; 43: 2226-2233; doi: 10.2337/dc20-0229.
8. Zentrum für Krebsregisterdaten. Datenbankabfrage zu Prävalenz, Fallzahlen in Deutschland, 2019, 25 Jahre Prävalenz, https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Datenbankabfrage/datenbankabfrage_stufe1_node.html, abgerufen am 01.07.2025.
9. Onkopedia. Impfungen bei Tumorpatienten, August 2019. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/impfungen-bei-tumorpatienten/@@guideline/html/index.html, abgerufen am 24.07.2025.
10. Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V. Was ist Multiple Sklerose (MS)? https://www.dmsg.de/multiple-sklerose/was-ist-ms, abgerufen am 24.07.2025.
11. Loebermann M, Winkelmann A, Reisinger EC, Zettl UK. Impfen und Multiple Sklerose. Nervenarzt 2010; 81: 181-193.
12. Robert Koch Institut. Epidemologisches Bulletin, 06.08.2024; 32. https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2004/32_04.pdf?__blob=publicationFile&v=1, abgerufen am 24.07.2025.
13. Albrecht, K., Binder, S., Minden, K. et al. Systematisches Review zur Schätzung der Prävalenz entzündlich rheumatischer Erkrankungen in Deutschland. Z Rheumatol (2023). https://doi.org/10.1007/s00393-022-01305-2, abgerufen am 24.07.2025.
14. Bundesgesundheitsblatt 2019; 62: 496, 21.03.2019. https://doi.org/10.1007/s00103-019-02905-1, abgerufen am 24.07.2025
15. Deutsche Rheuma-Liga. Impfungen: Das müssen Menschen mit Rheuma wissen, 29.09.2020. https://www.rheuma-liga.de/aktuelles/detailansicht/impfungen-das-muessen-menschen-mit-rheuma-wissen, abgerufen am 24.07.2025.
16. Robert Koch Institut. Epidemologisches Bulletin; 23.01.2025; 2025; 04, https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/04_25.pdf?__blob=publicationFile&v=11, abgerufen am 24.07.2025.
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