Deutlicher Anstieg

Erwerbsminderungsrente: Psychische Erkrankungen als dominierende Ursache

Fast jeder Zweite, der wegen verminderter Erwerbstätigkeit vorzeitig in Rente geht, leidet an einer psychischen Erkrankung. Dauerhafte depressive Störungen sind die mit Abstand häufigste Einzeldiagnose.

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Ein zerschlagenes, sehr traurig blickendes Sparschwein, über dem ein Hammer liegt und ein Bogen aus Münzen: Symbolbild dafür, dass depressive Störungen die mit Abstand häufigste Einzeldiagnose derer sind, die eine Erwerbsminderungsrente wegen einer psychischen Erkrankung beziehen.

Depressive Störungen sind die mit Abstand häufigste Einzeldiagnose derer, die eine Erwerbsminderungsrente wegen einer psychischen Erkrankung beziehen. Im Symbolbild steht dafür das traurig blickende Sparschwein.

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Berlin. Vergangenes Jahr sind knapp 42 Prozent der Verrentungen wegen Erwerbsminderung im Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung erfolgt. Insgesamt ergaben sich aus diesem Grund im Vorjahr 72 .618 neue Rentenzugänge. Psychische Erkrankungen waren bei Männern in 35 Prozent der Fälle das Motiv für eine Erwerbsminderungsrente, bei Frauen galt das für fast 48 Prozent der Neuzugänge.

Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervor. Im Jahr 2019 – Zahlen für 2020 liegen nach Angaben der Regierung noch nicht vor – bezogen bundesweit rund 1,79 Millionen Menschen eine Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit, im Jahr 2010 waren es noch 1,55 Millionen gewesen.

Dabei hat im Zeitverlauf insbesondere der Anteil der Frauen zugenommen. Grund dafür sei aber, dass Frauen in den alten Bundesländern wegen gestiegener Erwerbsbeteiligung und der besseren Anerkennung von Erziehungszeiten häufiger als in der Vergangenheit überhaupt erst die Voraussetzungen für den Bezug einer Erwerbsminderungsrente erfüllt hätten.

Depressive Störung als häufigste Diagnose

Im vergangenen Jahr war die rezidivierende depressive Störung (F33) mit 14 Prozent die mit Abstand häufigste Einzeldiagnose, die zu einem Rentenbezug geführt hat. Die nächsthäufigsten Diagnosen waren depressive Episode (F32, 9213 Fälle), somatoforme Störungen (F45, 6633 Fälle) sowie psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (F10, 4932 Fälle).

Ein Instrument, um dieser Entwicklung gegenzusteuern, sind Modellvorhaben zur Stärkung der Rehabilitation. Mit dem Bundesprogramm „rehapro“ erhielten Jobcenter und Rentenversicherungsträger die Möglichkeit, über einen Zeitraum von fünf Jahren neue Konzepte zu erproben, um Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu unterstützen.

Allein im ersten Förderaufruf seien 55 Modellprojekte mit einem Gesamtvolumen von 290 Millionen Euro bewilligt worden, berichtet die Regierung. Rund ein Drittel dieser Projekte fokussiere sich auf Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Abhängigkeitserkrankungen. (fst)

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