Öffentlicher Gesundheitsdienst

Bundesärztekammer will Tarifverträge für Ärzte im ÖGD

BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt fordert die kommunalen Arbeitgeber auf, Tarifverhandlungen mit dem Marburger Bund zu beginnen. Ziel: ein eigener Tarifvertrag für Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst.

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Ärzte, die im Öffentlichen Gesundheitsdienst arbeiten, fordern schon lange einen eigenen Tarifvertrag. Hier zum Beispiel im baden-württembergischen Fellbach im Oktober 2018.

Ärzte, die im Öffentlichen Gesundheitsdienst arbeiten, fordern schon lange einen eigenen Tarifvertrag. Hier zum Beispiel im baden-württembergischen Fellbach im Oktober 2018.

© Marijan Murat / dpa

Berlin. Die Bundesärztekammer fordert einen eigenen Tarifvertrag für Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst. Die Ärzte in den Gesundheitsämtern leisteten trotz chronischer Unterbesetzung und unzureichender Ausrüstung in der Corona-Pandemie herausragende Arbeit, so die BÄK. Deshalb sollten die kommunalen Arbeitgeber endlich aufhören, „sie als Ärzte zweiter Klasse zu behandeln, indem sie ihnen einen eigenen Tarifvertrag verweigern“, sagte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt vor den morgigen Gesprächen von Bund und Ländern über die weitere Pandemiepolitik. So werde nicht nur die Arbeit der Amtsärzte herabgewürdigt, sondern auch der von Bund und Ländern geschlossene Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst konterkariert, der die personelle und strukturelle Förderung der Gesundheitsämter zum Ziel habe.

Arbeitgeber zeigen wenig Interesse

In einer Resolution fordert der BÄK-Vorstand, die im ÖGD tätigen Ärzte in den Tarifvertrag für Ärzte an kommunalen Kliniken einzubeziehen. In einem Schreiben an die Länder habe Reinhardt diese aufgefordert, die jeweiligen kommunalen Arbeitgeber zu beauftragen, die bereits zugesagten Tarifverhandlungen mit dem Marburger Bund wieder aufzunehmen. Die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände zeigt daran allerdings momentan nur wenig Interesse.

Junge Ärzte müssen gewonnen werden

Die Personalnot in den Gesundheitsämtern führt die BÄK auf die vergleichsweise schlechte Vergütung zurück. Die Zahl der Ärzte in den Gesundheitsämtern ist laut BÄK von 5000 allein in Westdeutschland im Jahr 1970 auf 2561 im Jahr 2019 gesunken. Zudem zeichneten sich weitere personelle Engpässe ab, weil über 70 Prozent der ÖGD-Ärzte 50 Jahre und älter seien und beim Eintritt in den Ruhestand ersetzt werden müssten.

BÄK-Vizepräsidentin Dr. Ellen Lundershausen hatte erst kürzlich im Interview mit der „Ärzte Zeitung“ die Hoffnung geäußert, dass sich mit einer besseren Vergütung mehr junge Ärzte für eine Weiterbildung zum Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen entscheiden würden. Zudem könnte sie sich vorstellen, dass Ärzte mitten in der Weiterbildung feststellten, der ÖGD könne für sie eine interessante Option sein. Da könne sie sich auch Quereinstiegsmodelle vorstellen, sagte Lundershausen. (chb)

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