Tod eines Kindes
Neue Debatte um Notfallpraxis
Der Tod eines Kindes, das nach den Weihnachtstagen von seinen Eltern in einer Düsseldorfer Notfallpraxis vorgestellt wurde, befeuert die Diskussion, ob eine zweite derartige Einrichtung in der Landeshauptstadt nötig ist.
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Eingang zu einer Notaufnahme (Symbolbild): Die Vorgänge in Düsseldorf haben ein juristisches Nachspiel.
© Sebastian Kahnert/dpa
KÖLN. Nach dem Tod eines Siebenjährigen am zweiten Weihnachtsfeiertag in Düsseldorf sind die Diskussionen um die Einrichtung einer zweiten Notfallpraxis in der Stadt wieder aufgeflammt.
Die Eltern werfen den Ärzten der Düsseldorfer Notfallpraxis vor, ihr Kind unzureichend behandelt zu haben. Die Praxis wird vom Verein "Notdienst Düsseldorfer Ärzte" in den Räumen des Evangelischen Krankenhauses (EVK) betrieben. Sie gehört nicht zur Klinik, sondern wird von niedergelassenen Ärzten selbst organisiert, um eine ambulante Versorgung außerhalb der normalen Sprechzeiten zu gewährleisten. Die Nähe zur Klinik soll eigentlich dafür sorgen, dass akute Notfälle schnell stationär behandelt werden können. Das hat im Fall des siebenjährigen Elias Mohammad anscheinend nicht funktioniert.
Heimgeschickt mit Schmerzmitteln?
Die Eltern waren mehrmals mit dem fiebernden Jungen in der Notfallpraxis, sind aber nach eigenen Angaben mit Schmerzmitteln wieder nach Hause geschickt worden. Die Bitte, das Blut des Kindes zu untersuchen, und die Hinweise der Familie auf Symptome einer Lungenentzündung seien ignoriert worden.
Am zweiten Weihnachtstag habe die Mutter zwei Stunden mit dem Kind in der Praxis warten müssen. Erst als sich die Haut des Kindes gelb verfärbte, sei die Blutsättigung getestet und der Junge anschließend im EVK notoperiert worden. Anschließend wurde er in die Uniklinik verlegt, wo er schließlich starb.
Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet und eine Exhumierung und Obduktion des am 29. Dezember bestatteten Jungens angeordnet.
Nach dem Vorfall ist eine Diskussion über eine mögliche Überlastung der Düsseldorfer Notfallpraxis entbrannt. So sind aus der Politik Forderungen nach der Einrichtung einer zweiten Anlaufstelle laut geworden. Auch die KV Nordrhein (KVNo) hält eine zweite Notfallpraxis für denkbar.
"Die Überlegung zur Einrichtung einer zweiten Notdienstpraxis in Düsseldorf gab und gibt es unabhängig vom aktuellen Geschehen bereits seit einiger Zeit – eine zweite Einrichtung in der Stadt Düsseldorf ist auch im Rahmen der Pläne zur Reform des Notdienstes vor rund zwei Jahren diskutiert worden", sagte KVNo-Sprecher Christopher Schneider.
Keine Beschwerden über Wartezeit
Beschwerden über lange Wartezeiten in der Notfallpraxis seien bei der KV aber nicht eingegangen. "Hinweise auf ein generelles Wartezeitenproblem in der Düsseldorfer Notdienstpraxis liegen (...) im Haus nicht vor", so Schneider. Nach seinen Angaben werden in der Praxis jährlich zwischen 80.000 und 90.000 Patienten versorgt. Ein Vergleich der Auslastung mit anderen Einrichtungen oder Orten sei wenig aussagekräftig. Das angebotene Spektrum an fachärztlichen Notdiensten – in der Düsseldorfer Praxis arbeiten unter anderem ein Orthopäde, ein Augenarzt, ein Kinderarzt, ein HNO-Arzt, ein Gynäkologe und ein Neurologe – sei in Nordrhein einmalig und mache eine höhere Patientenzahl wahrscheinlicher. "Zum anderen werden in anderen nordrheinischen Städten größtenteils seit vielen Jahren mehrere Notdienstpraxen – zum Beispiel von örtlichen Ärztevereinen – betrieben, wie etwa in Bonn, Köln und Essen", sagte Schneider. "Dort haben Patienten also mehrere Anlaufpunkte für die Akutversorgung."