Sachsens Hausärzte erhalten Bereitschafts-Pauschale

Die KV Sachsen wollte eine Bereitschaftsdienstpauschale ursprünglich nur für Hausärzte. Jetzt wurde die Regelung erweitert und ein Mindestwert von fünf Euro eingeführt.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
Bereitschaftsdienst: Haus- und Kinderärzte erhalten maximal zehn Euro pro Stunde.

Bereitschaftsdienst: Haus- und Kinderärzte erhalten maximal zehn Euro pro Stunde.

© dpa

DRESDEN. Sachsens Hausärzte haben sich mit ihrer Forderung, eine Pauschale für Bereitschaftsdienste zu erhalten, durchgesetzt.

So beschloss die jüngste Vertreterversammlung der KV Sachsen bei der Beratung des neuen HVM, ab dem kommenden Quartal zehn Euro pro Stunde zu zahlen, vorausgesetzt, es nehmen 20 Ärzte im Dienstbereich teil. Sind es weniger, sinkt der Betrag.

Das ursprüngliche Anliegen des KV-Vorstands, nur Hausärzten die Pauschale zukommen zu lassen, wurde durch einen Ergänzungsantrag aus dem Regionalausschuss Leipzig durchkreuzt: Der setzte durch, dass auch Kinderärzte eine Pauschale erhalten.

 Begründet wird das im Antrag mit der "allseits akzeptierten Auffassung, dass der Kinderarzt praktisch der Hausarzt der Kinder ist". Die Pauschale wird vor allem in Großstädten relevant sein, in denen ein kinderärztlicher Bereitschaftsdienst vorgehalten wird.

Auch Hintergrunddienste werden bezahlt

Die Mittel für die Pauschalen werden aus dem haus- und fachärztlichen Versorgungsbereich finanziert und in einem Fonds zusammengeführt. Gezahlt wird die Pauschale sowohl für Bereitschaftsdienste, die als Fahrdienst gemacht werden, als auch für Hintergrunddienste, die von der KV angeordnet werden.

Die Mindestzahl von 20 Ärzten wurde von der KV festgelegt, um den Zusammenschluss von Dienstbereichen zu fördern. Damit wird die Zahl der Ärzte in Bereitschaft verringert und die Pauschale überhaupt erst finanzierbar, erklärte KV-Vorstandschef Dr. Klaus Heckemann bei der Vertreterversammlung.

In den kommenden Quartalen will die KV nun erhebliche Anstrengungen darauf verwenden, Bereitschaftsdienstbereiche zusammenzuschließen, um auf die notwendige Zahl teilnehmender Ärzte zu kommen.

Gearbeitet werden soll dabei vor allem mit Kürzungen der Pauschalen, die als Sanktionen für nicht-kooperationswillige Ärzte zu verstehen sind.

Vor allem auf dem Land rechnet man bei der KV offenbar mit Widerständen. Dort monieren Ärzte vor allem die längeren Fahrtwege, die durch größere Dienstbereiche entstehen. Zusammenschlüsse können vom KV-Vorstand durch Zielvorgaben für Bezirksgeschäftsstellen durchgesetzt werden.

Mindestazahl von 20 Ärzten

Der KV-Vorstand arbeitet dabei mit rigorosen Kürzungen, um Zielvorgaben umzusetzen. Sollen sich beispielsweise drei Bereiche zusammenschließen, gilt bis zur Erreichung des Ziels eine Pauschale von 3,33 Euro pro Stunde.

Auch in Bereitschaftsdienstbereichen, die keiner Zielstruktur unterliegen, wird mit Kürzungen gearbeitet, um auf die Mindestanzahl von 20 Ärzten zu kommen.

So wird im neuen HVM festgeschrieben, dass "für jeden Arzt, mit der die Anzahl von 20 dienstverpflichteten Ärzten unterschritten wird, die Strukturpauschale um fünf Prozent gekürzt wird".

Nehmen beispielsweise nur zehn Ärzte teil, so liegt die Pauschale bei fünf Euro pro Stunde.

Mit einem Erweiterungsantrag wurde die Reduzierung auf maximal fünf Euro festgelegt, da sonst in Regionen, in denen der Einsatz von zehn Ärzten nicht realisierbar ist, unzumutbare Kürzungen drohen würden.

Heckemann nannte als Beispiel die Erzgebirgsregion Sayda: "Um dort auf genügend Ärzte zu kommen, müsste man Tschechien einbeziehen."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!