Mittwochnachmittag

Schon wieder mit dem Golfschläger unterwegs?

Was ist dran am Klischee der – bevorzugt am Mittwochnachmittag – Golf spielenden Ärzte? Eine US-Studie könnte hier als Blaupause für eine entsprechende Untersuchung auf deutschem Boden, auf deutschen Golfplätzen dienen. Zumindest nach dieser Studie gilt: Trifft man auf dem Golfplatz einen Arzt, ist dies relativ selten ein Hausarzt.

Von Dr. Dagmar Kraus Veröffentlicht:
Hartnäckig hält sich das Klischee, dass sich unter Ärzten der Golfsport besonderer Beliebtheit erfreut. Das war US-Forschern jetzt sogar eine Studie wert.

Hartnäckig hält sich das Klischee, dass sich unter Ärzten der Golfsport besonderer Beliebtheit erfreut. Das war US-Forschern jetzt sogar eine Studie wert.

© jacoblund / Getty Images / iStock

BOSTON. Der Berufsgruppe der Mediziner wird nachgesagt, ein besonderes Faible fürs Golfspielen zu haben. Hartnäckig hält sich das Klischee, dass die meisten Vertreter dieser Zunft jede freie Minute auf dem Golfplatz verbringen, bevorzugt Mittwochnachmittag.

Wissenschaftler um Professor Anupam B. Jena von der Universität in Boston haben dieses Vorurteil nun auf seinen Wahrheitsgehalt hin untersucht, zumindest schon einmal der US-amerikanischen Ärzteschaft golftechnisch auf den Zahn gefühlt und die Ergebnisse in der Weihnachtsausgabe des „British Medical Journal“ veröffentlicht (BMJ. 2018, 363; online 10. Dezember). Die BMJ-Weihnachtsausgabe enthält auch nicht ganz ernst gemeinte Beiträge.

Dazu haben sie sich der Daten zweier großer Datenbanken bedient, der Doximity physician database sowie der US Golfing Association amateur golfer database. In der ersten sind die beruflichen Profile der meisten US-amerikanischen Ärzte gelistet. Die zweite wird von Amateurgolfern genutzt, um ihre spielerischen Fähigkeiten zu dokumentieren und ihr Handicap mit dem potenzieller Spielpartner zu vergleichen.

Chirurgen und Urologen stellen anteilsmäßig die meisten Golfer

Von den insgesamt 1.029.088 gelisteten Ärzten posteten 4,2 Prozent regelmäßig ihre Golfergebnisse in der Amateur-Datenbank. Insgesamt scheint das Golfspielen eine vorwiegend von älteren Männern praktizierte Freizeitbeschäftigung zu sein.

Während 5,5 Prozent der männlichen Ärzteschaft regelmäßig über das Grün wandern, schwingen nur 1,3 Prozent der weiblichen Ärzte den Golfschläger. Die golfspielenden Ärzte waren im Durchschnitt 55 Jahre alt, golfspielende Ärztinnen mit 31 bis 35 Jahren deutlich jünger.

Besonders beliebt scheint das Golfen bei den orthopädischen Chirurgen und den Urologen zu sein. Unter den Vertretern beider Fachdisziplinen spielten jeweils 9 Prozent bzw. 8 Prozent regelmäßig Golf. Internisten und Infektionsmediziner hingegen konnten sich kaum für diese Freizeitbeschäftigung begeistern. Sie bildeten mit einem Anteil von 2,9 Prozent die Schlusslichter der Rangliste. Die Hausärzte rangierten mit einem Anteil von 3,6 Prozent golfspielender Kollegen im hinteren Drittel.

Gefäßchirurgen spielen mit niedrigstem Handicap

Als beste Golfer profilierten sich die operativ tätigen Mediziner. An der Spitze standen die Gefäßchirurgen mit einem durchschnittlichen Handicap von 14,7, dicht gefolgt von Thoraxchirurgen (Handicap: 14,8) und orthopädischen Chirurgen (Handicap: 14,9).

Hausärzte fanden mit einem durchschnittlichen Handicap von 16,1 im Mittelfeld wieder. Am schlechtesten schnitten Dermatologen (Handicap: 17,2), Onkologen (Handicap: 17,2) und Endokrinologen (Handicap: 18,1) ab. Zu ihrer Ehrenrettung sei aber gesagt, dass sie weitaus weniger Zeit auf Golfplätzen verbrachten als die Spitzenreiter (13,6 vs. 15,5 Spiele in sechs Monaten).

Golfspielen sei eine unter der US-amerikanischen Ärzteschaft durchaus beliebte Freizeitbeschäftigung, speziell bei männlichen Kollegen und Vertretern der chirurgischen Fachdisziplinen, so das Resümee der Forscher. Ob und vor allem wie sich das Golfspielen auf das Patientenoutcome, die Behandlungskosten und das Wohlbefinden der Ärzte auswirkt, bleibe aber weiterhin ungeklärt. (Mitarbeit: mal)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 02.01.201912:13 Uhr

Ärzte-"Bashing" mit dem Golfschläger?

"Golf habits among physicians and surgeons: observational cohort study"
BMJ 2018; 363 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.k4859 (Published 10 December 2018)
Cite this as: BMJ 2018;363:k4859 von Gal Koplewitz (Correspondence to: A B Jena jena@hcp.med.harvard.edu) ist mit seinen sicher nicht ganz ernst gemeinten Schlusfolgerungen: "Conclusions - Golfing is common among US male physicians, particularly those in the surgical subspecialties. The association between golfing and patient outcomes, costs of care, and physician wellbeing remain unknown", typisch für die Welt der niedergelassenen USA-Mediziner mit Privatpraxis.

Außerdem ist es in vielen englisch-sprachigen Ländern Tradition, dass auch wissenschaftliche Fachzeitschriften Ihren Leserinnen und Lesern zum Jahresausklang eher leichten, humoristischen Lesestoff servieren.

Doch dieser eher fröhlich stimmende Hintergrund ist auf Deutschland keinesfalls übertragbar: Denn hierzulande müht sich ein meist besserwisserisch auftrumpfender Professor der Medizin-Ökonomie und stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender mit Approbation als Arzt erst seit 2010, seine freiberuflich tätigen Kolleginnen und Kollegen als Vertragsärzte zu diskreditieren und zu mobben: Um sich mit dem Vorwurf, manche Vertragsärzte wären zu oft zu faul zum Arbeiten und würden gleichzeitig zu häufig auf Golfplätzen angetroffen werden, bei interessierten SPD-Kreisen bzw. der Öffentlichkeit anbiedern zu wollen.

Dabei soll allein die Begrifflichkeit "GOLF" Neidgefühle auslösen, dass Vertragsärzte mit durchschnittlich 51-52 Wochenarbeitsstunden auch noch Zeit für ihre persönliche "work-life-balance" finden wollen, in dem sie eine Sportart ihrer Wahl betreiben.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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