Notdienstpraxis

Zwei Patienten pro Stunde lohnen nicht

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Die KV Berlin hat eine weitere Bereitschaftsdienstpraxis geschlossen. Das Modell rechnet sich offenbar eher auf dem Land.

BERLIN. Die KV Berlin schließt ihre Bereitschaftsdienstpraxis am DRK Klinikum Mitte in der Drontheimer Straße. Die allgemeinmedizinisch internistische Kooperation mit dem Krankenhaus wird beendet. Das hat die Vertreterversammlung vor Kurzem beschlossen.

Seit 14 Jahren hat die KV nach Angaben von KV-Chefin Dr. Angelika Prehn wochentags von acht bis elf Uhr und an den Wochenenden von acht bis 22 Uhr einen Bereitschaftsdienst am DRK Klinikum Mitte vorgehalten.

Laut Prehn kamen zwei Patienten pro Stunde. "Dafür können wir das nicht aufrechterhalten. Das wird ein Geschäft, das ins Minus geht", sagte Prehn der Vertreterversammlung.

Andere Gründe für die Beendigung der Kooperation nannte der Bereitschaftsdienstarzt Rainer Schott, der die Kooperation im Jahr 2000 angestoßen hatte. Er verwies auf die mangelnde Finanzierung durch die Krankenkassen.

"Die Verhandlungen darüber, dass sich die Kassen an den Kosten beteiligen, sind gescheitert, obwohl die DRK Kliniken nachweisen konnten, dass an diesen Tagen weniger Selbsteinweiser ins Krankenhaus kamen. Also müssen wir die Stelle in der Drontheimer Straße schließen", sagte Schott.

Der Beschluss der Berliner Vertreterversammlung steht im Widerspruch zu den Empfehlungen des Sachverständigenrates. Die Gesundheitsweisen raten in ihrem aktuellen Gutachten vom Juni dieses Jahres dazu, Kooperationen im Bereitschaftsdienst und Rettungsdienst zwischen KVen, Gemeinden und Krankenhäusern auszubauen.

Explizit werden dabei auch sogenannte Bereitschaftsdienstpraxen an Kliniken befürwortet. Allerdings gelten diese Empfehlungen vorrangig für strukturschwache Regionen. Tatsächlich werden die Bereitschaftsdienstpraxen der Nachbar-KV Brandenburg gut genutzt.

In Berlin dagegen geht der Trend zur Schließung dieser Einrichtungen. Vor einigen Jahren wurde bereits die Erste-Hilfe-Stelle der KV in der Nähe des Vivantes Urban Krankenhauses geschlossen. Beim kinderärztlichen Bereitschaftsdienst kooperiert die KV Berlin jedoch weiterhin mit Krankenhäusern. Für Kinder gibt es in Berlin anders als für Erwachsene keinen fahrenden Bereitschaftsdienst. (ami)

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