Gesundheitskarte

Kassen attackieren Ärzte

Die elektronische Gesundheitskarte ist blockiert. Jetzt wollen die Kassen den Schuldigen dafür gefunden haben: die Ärzte. Der Ruf nach dem Gesetzgeber wird lauter.

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Vorzügliches Streitobjekt: die Gesundheitskarte.

Vorzügliches Streitobjekt: die Gesundheitskarte.

© Harald Tittel / dpa

BERLIN. Die Krankenkassen wollen die niedergelassenen Ärzte per Gesetz dazu zwingen lassen, das Versichertenstammdatenmanagement auf der elektronischen Gesundheitskarte zu übernehmen.

Der Gesetzgeber müsse für "stringente gesetzliche Rahmen- und Organisationsbedingungen für eine nutzenorientierte Telematikstruktur" sorgen, heißt es in einer Pressemitteilung des Verwaltungsrates des GKV-Spitzenverbandes von Donnerstag.

Mögliche weitere Funktionen der Karte wie das Notfalldatenmanagement, Arzneimitteltherapiesicherheit, elektronische Fallakten oder Arztbriefe sollten vorangetrieben werden.

Den Ärzten sollten dafür verbindlich einzuhaltende Termine vorgegeben und Geldbußen bei Nichteinhaltung angedroht werden.

Aus Versichertenbeiträgen seien bereits 728 Millionen Euro in das IT-Projekt geflossen, ohne dass ein Mehrnutzen erkennbar wäre, sagte der Pressesprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz.

Die Ärzte stemmen sich dagegen, die Aktualisierung der Stammdaten zu übernehmen. Dies sei eine Verwaltungsaufgabe der Kassen, heißt es bei der KBV. Darauf solle der Gesetzgeber die Kassen hinweisen.

Die Vertreterversammlung der KBV hat die Mitarbeit in der gematik und den Testregionen der elektronischen Gesundheitskarte abgelehnt, wenn das Projekt nur den Kassen nütze. (af/dpa)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 28.06.201312:41 Uhr

Verkehrte Welt!

Nur durch u n s e r e zusätzliche ICD-10-GM-Verschlüsselungs-Arbeit wird den GKV-Kassen ihr gewinnbringender morbiditätsorientierter Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) überhaupt erst möglich. Jetzt sollen wir niedergelassenen Vertragsärzte/-innen auch noch per Gesetz gezwungen werden, das Versicherten-Stammdatenmanagement auf der elektronischen Gesundheitskarte z u s ä t z l i c h zu übernehmen - analog zum 9 Jahre langen Einzug der Praxisgebühr o h n e finanziellen Ausgleich, versteht sich.

Dabei geht es den Gesetzlichen Krankenkassen bei der elektronische Gesundheitskarte (eCard) doch nur darum, jederzeit einen "gläsernen" GKV-Versicherten vor sich zu haben, den sie mit ihrem Wissens- und Machtvorteil besser dirigieren und die behandelnden Ärzte schikanieren können. Nichts anderes stellt die Androhung dar, "verbindlich einzuhaltende Termine vorzugeben und Geldbußen bei Nichteinhaltung" zu fordern.

Gematik und eCard versammeln derzeit alle Vorteile e i n s e i t i g bei den GKV-Kassen. Die dort lokalisierbaren Verwaltungsarbeiten werden aus taktisch motivierter Bequemlichkeit u n s e r e n medizinisch-diagnostisch-therapeutischen Kernkompetenzen zusätzlich aufgepfropft. Kranken Kassen sei dringend geraten, bei ihren eigenen, überbordenden Bürokratien Gesundungsprozesse einzuleiten, mit Qualitätssicherung ihre Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität zu verbessern und sich endlich zu vernünftigen Verhandlungen auf A u g e n h ö h e einzulassen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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