Projekt gestartet

Ostsachsen mausert sich zum Telemedizin-Giganten

Die Telepathologie sowie die ambulante Nachsorge von Patienten mit Schlaganfall oder Herzinsuffizienz stehen im Mittelpunkt des jetzt gestarteten größten Telemedizinprojektes Deutschlands. Die Schaltzentrale befindet sich im Herzzentrum Leipzig.

Von Luise Poschmann Veröffentlicht:
Herz-Patient Klaus Engel zeigt Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU), welche telemedizinischen Lösungen via Tablet möglich sind.

Herz-Patient Klaus Engel zeigt Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU), welche telemedizinischen Lösungen via Tablet möglich sind.

© Luise Poschmann

DRESDEN. Nach knapp zwei Jahren Testphase fiel am Mittwoch am Herzzentrum in Dresden der offizielle Startschuss für Deutschlands größtes Telemedizin-Projekt "CCS Telehealth Ostsachsen".

Ziel des von der Carus Consilium Sachsen GmbH (CCS), einer Tochter der Uniklinik Dresden, und dem Partner T-Systems International getragenen Projektes ist, den bisherigen Flickenteppich der telemedizinischen Angebote zu bündeln und damit die medizinische Versorgung der Patienten im ländlichen Raum zu verbessern.

Öffnung für Fortschritt unabdingbar

Der demografische Wandel sei nicht nur in Sachsen "Realität" und stelle die Gesundheitspolitik vor große Herausforderungen, sagte die sächsische Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU).

Es müsse sichergestellt werden, dass alle Patienten die "gleichen medizinischen Leistungen" erhielten, unabhängig von ihrem Wohnort. Die Öffnung für technologischen Fortschritt sei dabei unabdingbar. Das Projekt sei "beispielgebend für Deutschland, vielleicht auch für Europa", so Klepsch.

Herzstück des CCS Telehealth Ostsachsen ist eine offene und universell einsetzbare Plattform, die in der 1,6 Millionen Einwohner zählenden Region zwischen Görlitz und Riesa Kliniken, Ärzte und Patienten vernetzt.

Alle Beteiligten sitzen damit sozusagen an einem virtuellen runden Tisch. Die Nutzeroberfläche ist derzeit web-basiert und kann ohne großen Aufwand an unterschiedliche Computersysteme angepasst werden. Die Übertragung der Daten erfolgt über geschützte Leitungen.

Die Plattform ist der besondere Teil, durch den sich das Projekt von den anderen, bislang rund 200 Telemedizin-Angeboten in Deutschland abheben will - anstelle lokaler und oft kostenintensiver "Insellösungen" steht die Infrastruktur perspektivisch für weitere Anwendungen zur Verfügung.

Entwickelt wurde das technische Konzept von der Telekom-Tochter T-Systems International.

Gestartet wird zunächst mit drei Anwendungen: Bei der "Telepathologie" werden Experten vernetzt, im Mittelpunkt steht die Zweitbefundung von Gewebeschnitten mittels eines hochauflösenden Scans.

Die anderen beiden Anwendungen, "Tele-Stroke" und "Telecoaching", konzentrieren sich auf die ambulante Nachsorge von Schlaganfall- beziehungsweise Herzinsuffizienz-Patienten.

Kommunikation mit Tele-Schwestern

So bekommen zum Beispiel die Patienten mit Herzschwäche nach einem Aufenthalt im Herzzentrum ein Tablet mit nach Hause, über das sie mit speziellen "Tele-Nurses" per Video kommunizieren können.

Außerdem führen sie ein Tagebuch über ihr Gewicht, Beschwerden oder die Tabletten-Einnahme. Die speziell ausgebildeten Pflegekräfte beraten engmaschig und veranlassen notfalls auch einen Arztbesuch oder einen Klinikaufenthalt.

15 Tablets wurden in der Testphase bereits verteilt, bis Ende des Jahres wird die technische Ausstattung von 50 Herzinsuffizienz-Patienten angepeilt.

Zukünftige Finanzierung ungewiss

Ein großes Problem für die Zukunft des Projektes ist allerdings die finanzielle Grundlage: In der Pilotphase wurde es mit rund zehn Millionen Euro von der EU und dem Freistaat Sachsen ausgestattet, das Geld fließt jetzt allerdings nicht mehr.

Laut Professor Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand der Uniklinik Dresden, können die Leistungen aber bisher noch nicht von den Krankenkassen abgerechnet werden. Daher trägt nun vorerst die Klinik zum Beispiel die Kosten für die "Tele-Nurses", die die Patienten per Computer vom Herzzentrum aus betreuen.

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