Telematik

Patienten vergessen?

Werden Patienten bei der Vernetzung zu wenig berücksichtigt? Auf dem Westfälischen Ärztetag wurde Kritik laut.

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MÜNSTER.Bei der elektronischen Vernetzung im Gesundheitswesen ist der Faktor Mensch bislang viel zu wenig berücksichtigt worden, bemängelt der nordrhein-westfälische Patientenbeauftragte Dirk Meyer. Das betreffe insbesondere die Reaktion der Patienten auf die neuen technischen Möglichkeiten, sagte Meyer auf dem 9. Westfälischen Ärztetag in Münster. "Es wurde versäumt, die Patientenbelange von Anfang an mit einzubeziehen."

Gerade Ältere werden künftig Schwierigkeiten im Umgang mit der PIN-Nummer für die elektronische Gesundheitskarte haben, erwartet er. "Viele würden die Karte am liebsten beim Arzt hinterlegen und die PIN-Nummer hinten drauf schreiben." Das Problem sei bekannt, aber bislang nicht entsprechend berücksichtigt worden.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe Dr. Wolfgang-Axel Dryden wies den Vorwurf zurück, Ärzte würden eine Fundamentalopposition gegen die elektronische Vernetzung betreiben. "Wir wollen, dass unsere Arbeitsprozesse nicht behindert werden und dass die Patienten aus der Vernetzung einen Nutzen ziehen", skizzierte er die Position der Ärzteschaft.

Mathias Redders, Leiter des Referats Gesundheitswirtschaft/Telematik im Gesundheitswesen des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums, forderte die Ärzte auf, trotz aller Kritik am Aufbau der Telematik-Infrastruktur die Chancen von Anwendungen wie den elektronischen Arztbrief künftig auch zu nutzen. "Machen Sie mit, denn die Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten."

Dass die Telematik-Infrastruktur nur so langsam vorwärtskommt, liege nicht an einer vermeintlichen Blockade durch die Selbstverwaltung, stellte Redders klar, der Sprecher des Gematik-Beirats ist. "Grund ist die technische Komplexität, die unterschätzt wurde." Nach der jetzigen Planung sollen die Konnektoren Ende dieses Jahres endlich zur Verfügung stehen, sagte er. (iss)

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