Telemedizin

Video-Anamnese für neurologische Notfälle kommt an

Eine Klinik in Bayern setzt auf Telemedizin, um Neurologen in Rufbereitschaft bei noch unklaren Befunden in die Untersuchung von Notfallpatienten einzubinden.

Veröffentlicht:

NEUMARKT. Neurologen diagnostizieren am Klinikum Neumarkt per Video-Untersuchung. Diese Möglichkeit wurde im Zeitraum von 2014 bis 2016 mit dem Projekt "Telemedizin im Neurologischen Hintergrunddienst" (TelNHI) etabliert. Assistenzärzte nutzen sie, um Neurologen in Rufbereitschaft in die Untersuchung von Notfallpatienten einzubeziehen. "Das sind vor allem Fälle, bei denen dem Assistenzarzt der klinische Befund noch unklar ist, und solche, wo es um Bewegungs- oder Sprachstörungen geht", so Professor René Handschu, Chefarzt der Neurologischen Abteilung, im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Neu sei vor allem die Video-Anamnese, die seit 2015 eingesetzt werde. Mit einer fernsteuerbaren Kamera könne der Facharzt die Patienten untersuchen und mit ihnen über ein Headset sprechen. Auch der Patient sehe den Arzt auf einem Bildschirm und könne über ein Raummikrofon frei sprechen. Der Assistenzarzt unterstütze vor Ort. Oft seien auch Angehörige dabei. Die 160 Patienten nähmen die Untersuchung gut an. Die Fachärzte könnten damit alles Wesentliche im Blick haben. "Wir hatten keinen Fall, wo etwas unklar blieb und der Arzt dann noch für eine direkte Untersuchung an die Klinik fahren musste", so Handschu.

Die mobile Befundungsstation stamme von der Erlanger ORI GmbH. Sie sei, wie die korrespondierende Telemedizin-Einrichtung an der Klinik, ursprünglich für das Schlaganfallnetzwerk STENO entwickelt worden. Für TelNHI sei nun zudem eine neue, spezielle Software zur Anwendung auf dem Notebook hinzugekommen. Der mobile Teil der Ausrüstung rotiere zwischen fünf Klinik-Neurologen. Eine Station koste 20.000 Euro, daher bekäme nicht jeder eine.

Eine andere Möglichkeit werde aber seit Längerem genutzt. Über sichere VPN-Zugänge könnten Fachärzte im Klinikinformationssystem auf Arztbriefe, Labordaten oder Befunde bildgebender Verfahren zugreifen.

Für die neue, audio-visuelle Untersuchung sieht Handschu großes Anwendungspotenzial. Sie könnte sich etwa auch für die Chirurgie, die Innere Medizin und die Psychiatrie eignen. Das TelNHI-Projekt bekam vom Bayerischen Ministerium für Gesundheit und Pflege eine Förderung von 60.000 Euro. (cmb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Digitale Gesundheitsanwendungen

Regulierungen machen es den DiGA schwer

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)

Gesundheitspolitik

HPV-Impfung verhindert Krebs

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Videosprechstunden bieten Ärzten und Patienten mehr Flexibilität.

© KRY

Videosprechstunde

Mit Telemedizin zu neuen Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: DMS Digital Medical Supply Germany GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?

Ärztin schaut sich Bildgebung auf ihrem Tablet an.

© Pixel Skull Design / stock.adobe.com

New Work-Modelle

Homeoffice für Ärzte – so klappt das!

„Nicht jeder Mensch ab 70 wird künftig Statine nehmen, aber es werden mehr als bisher sein“, prognostiziert Kollegin Erika Baum von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.

© Rafal Rutkowski / stock.adobe.com

„Erheblicher zusätzlicher Beratungsbedarf“

Statine: Was der G-BA-Beschluss für Praxen bedeutet