Wie lange hält die Hausse bei Immobilien?

Die Finanzierung von Immobilien war selten so günstig wie derzeit. Große Publikumszeitschriften sprechen bereits vom Immobilien-Fieber. Doch wie wird sich der Markt auf mittlere Sicht entwickeln?

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Von der Immobilien-Blase ist Deutschland weit entfernt.

Von der Immobilien-Blase ist Deutschland weit entfernt.

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FRANKFURT/MAIN (ger). Vom Wirtschaftsaufschwung hat - nach vielen schwachen Jahren - auch der Immobilienmarkt in Deutschland profitiert.

Nach einem Preisanstieg schon im Jahr 2010 verteuerten sich Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen in Deutschland 2011 im Schnitt um 2,5 beziehungsweise um vier Prozent. In Ballungsgebieten stiegen die Preise teils noch stärker.

Vor allem die Finanzkrise mit großen Schwankungen auf den Aktien- und Anleihemärkten treibt auch viele Geldanleger auf den Immobilienmarkt - ebenso die historisch niedrigen Zinsen für Hypothekenkredite.

Alles zusammen hat zuletzt regelrecht zu einem Boom geführt, was Anfang der Woche das Nachrichtenmagazin "Focus" sogar dazu verleitete, das "Immobilien-Fieber" in Deutschland zu seiner Titelgeschichte zu machen.

Immobilien-Blase oder positiver Trend?

Nach einer Umfrage im Auftrag von "Focus" plant jeder Dritte von 1032 Befragten in den kommenden zwei Jahren ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Zusätzlich können 26 Prozent der Befragten es "jetzt noch nicht abschätzen", ob sie am Immobilienmarkt als Käufer aktiv werden wollen.

Skeptische Stimmen warnen bereits vor einer Immobilien-Blase, die sich in Deutschland bilden könnte, andere Experten erwarten in den kommenden Jahren eine Fortsetzung des positiven Trends bei Immobilien.

Zu ihnen gehört Jochen Möbert von der Deutschen Bank Research. Möbert sieht nach wie vor starke Entwicklungen, die den Immobilienmarkt tendenziell stützen:

Aufgrund der sinkenden Arbeitslosenraten steigt die Kreditwürdigkeit der deutschen Haushalte, und gleichzeitig erhöht sich auch die Investitionsbereitschaft.

Noch immer hält der Trend zu mehr Wohnfläche pro Person aufgrund des Trends zu kleineren Haushalten an.

Die Hauspreise sind im internationalen Vergleich immer noch relativ niedrig, obwohl es in anderen Ländern bereits deutliche Abschläge gegeben hat. Und gemessen am so genannten Erschwinglichkeitsindex (Preis im Vergleich zu den Jahreseinkommen) liegen deutsche Immobilien noch immer 20 Prozent unter dem langfristigen Durchschnitt.

Der Preisanstieg der beiden vergangenen Jahre hat gerade einmal dazu geführt, dass in den vergangenen zehn Jahren das Kapital nominell erhalten blieb. Das könnte Fantasie für weitere Preissteigerungen schaffen.

Die zum Teil staatlich geförderte energetische Sanierung von Gebäuden ermöglicht es Eigentümern, durch Investitionen eine Wertsteigerung ihrer Immobilien zu erreichen.

Großinvestoren wie Versicherungen oder Pensionsfonds sind in der Niedrigzinsphase auf der Suche nach attraktiven Anlagen. Das könnte auf mittlere Sicht die Nachfrage weiter erhöhen.

Mindestens in den kommenden drei bis fünf Jahren werde nicht zuletzt die aktuelle Niedrigzinsphase anhalten, glaubt der Deutsche-Bank-Experte.

Möbert: Regionalen Markt genau anschauen

"Wir erwarten bis 2015 weitere Preissteigerungen von drei Prozent pro Jahr", so das Fazit Möberts.

Eine Überhitzungsgefahr sieht der Experte der Deutschen Bank in Deutschland nicht, weil zum einen die demografische Entwicklung dämpfend wirke, was bereits in die Preiserwartungen einfließe. Zum anderen seien die Mieten in Deutschland so stark reguliert, dass große Preissprünge nicht zu erwarten sind.

Gleichwohl, so Möbert auf Anfrage der "Ärzte Zeitung", sollten sich Anleger vor einer Investition den regionalen Markt genau anschauen.

"Dort, wo es bereits starke Preissteigerungen gegeben hat, ist möglicherweise nur noch wenig Potenzial für weitere Erhöhungen", erklärt Möbert. Wer sein Geld in Immobilien anlegen will, sollte also selektiv vorgehen.

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