Sachsen

Substitution - "keine Lösung für den Ärztemangel"

Vor allem auf dem sächsischen Land ist der Ruf nach Delegation ärztlicher Leistungen groß. Gefragt ist ein sensibler Umgang, sagen Ärztevertreter. Substitution schließen sie aber aus.

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DRESDEN. Die Sächsische Landesärztekammer hat sich strikt gegen die Substitution ärztlicher Leistungen ausgesprochen.

Das betonten Mitglieder des Kammer-Vorstands sowohl für den stationären als auch ambulanten Bereich bei der Veranstaltung "Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen" in Dresden.

Etwaige Überlegungen, "dem Ärztemangel zu begegnen, indem man Leistungen auf andere Gesundheitsberufe auslagert, lehnen wir ab", erklärte Vorstandsmitglied Dr. Michael Nitschke-Bertaud der "Ärzte Zeitung".

Er sprach sich klar gegen Substitution, nicht aber gegen Delegation aus. Ärzte seien aufgefordert, dieses Instrument verantwortungsvoll einzusetzen - und nicht dafür, unliebsame Aufgaben abzugeben.

Schwarzliste nicht realistisch

Nitschke-Bertaud betreibt seine Praxis am Rande von Dresden. Die Nöte von Ärzten, die im ländlichen Bereich Sachsens unter einer hohen Arbeitsbelastung leiden, sind ihm nicht fremd.

Deshalb verstehe er auch, wenn gerade in solchen Praxen Aufgaben delegiert würden. "Wir dürfen aber nicht in die Situation kommen, dass 80 Prozent der Patientenkontakte über die Schwester abgewickelt werden."

Eine Schwarzliste nicht-delegierbarer Leistungen sei nicht realistisch, sagt Nitschke-Bertaud. "Jeder Arzt muss für sich entscheiden, welche Leistungen er guten Gewissens delegieren kann. Und an wen."

Mehr Delegation an ostdeutschen Kliniken

Auch Dr. Rainer Kobes, Chefarzt der Inneren Medizin an der Pleißentalklinik in Werdau und Mitglied des Kammervorstands, spricht sich gegen jegliche Substitution aus.

Die Versuchung, über die Maße zu delegieren, sei in personell dünn besetzten Kliniken der sächsischen Provinz größer als anderswo, räumte Kobes ein.

Auch hier gelte, dass die Ärzte "ihre Verantwortung wahrnehmen müssen" und nur delegieren, wenn es medizinisch zu verantworten ist.

An ostdeutschen Kliniken wird nach seiner Einschätzung "generell mehr delegiert", so Kobes, was in der Schwesternausbildung zu DDR-Zeiten begründet sei.

Dagegen sei auch nichts einzuwenden. "Wenn ich gutes Personal habe und die Hand dafür ins Feuer legen kann, dass das Patientenwohl darunter nicht leidet, ist das vollkommen in Ordnung." (tt)

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