Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

Konservative Behandlung

Adipositas-Therapie ohne Eingriff

Zwei Drittel der Männer und die Hälfte aller Frauen sind nach Daten des Robert Koch-Instituts übergewichtig. Jeweils knapp ein Viertel sind adipös. In Sachsen und Thüringen unterstützt die AOK PLUS Übergewichtige mit einem Body-Mass-Index von 35 und mehr bei der dauerhaften Gewichtsreduktion.

Von Taina Ebert-Rall Veröffentlicht:
Persönliche Ernährungsberatung und psychologische Betreuung sind zwei Bausteine der Adipositas-Therapie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL). (Symbolbild mit Fotomodellen)

Persönliche Ernährungsberatung und psychologische Betreuung sind zwei Bausteine der Adipositas-Therapie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL). (Symbolbild mit Fotomodellen)

© AnnaStills / stock.adobe.com

Berlin/Leipzig. Menschen mit ausgeprägter Adipositas sind besonders gefährdet, schwere gesundheitliche Probleme durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Herzinfarkt und andere Gefäßerkrankungen zu erleiden.

Während der Corona-Pandemie hat sich das etwa durch ein höheres Risiko für einen schwereren Verlauf bei SARS-CoV-2-Infektionen gezeigt: Laut Studien haben Patienten mit Adipositas zum Beispiel ein deutlich erhöhtes Risiko im Vergleich zu normalgewichtigen Patienten, bei einer COVID-19-Erkrankung beatmet werden zu müssen.

Als zentraler Risikofaktor für eine Vielzahl metabolischer Störungen und weiterer Erkrankungen verursacht die Adipositas hohe Kosten, die in Deutschland auf 15 bis 20 Milliarden Euro im Jahr geschätzt werden.

Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) erhalten Erwachsene, aber auch Kinder und Jugendliche eine individuell auf sie abgestimmte Behandlung. Dazu gehören etwa eine persönliche Ernährungsberatung, medikamentöse Therapien, psychologische Betreuung und individuelle Bewegungsprogramme.

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Professionelle Begleitung wichtig

„Für eine konservative Adipositas-Therapie brauchen die Patienten Geduld, die Behandlung dauert mindestens zwölf Monate“, sagt Dr. Haiko Schlögl von der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie des UKL. „Dafür erhalten sie hier viel Unterstützung und gewinnen bei einer erfolgreichen Gewichtsverringerung deutlich an Lebensqualität.

Eine langfristige Gewichtsabnahme ohne professionelle Unterstützung ist für viele Patienten allerdings schwierig. Schließlich haben die meisten seit ihrer Jugend kontinuierlich zugenommen. Hier ist es oft schon ein Erfolg, wenn die Gewichtszunahme durch die Therapie gestoppt wird.“

Verhaltensänderung als Ziel

Dr. Haiko Schlögl von der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie des  Universitätsklinikum Leipzig

Dr. Haiko Schlögl von der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie des Universitätsklinikum Leipzig

© Universitätsklinikum Leipzig

Im Unterschied zur chirurgischen Behandlung findet bei der rein konservativen Behandlung nach Schlögls Erläuterung keine Magen-Operation statt. Der Fokus liegt vielmehr auf einer Veränderung des Verhaltens. Schon deshalb ist die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen wie Ärzten, Psychotherapeuten sowie Ernährungs- und Sporttherapeuten so wichtig. Dazu sagt Experte Schlögl: „Wir nehmen die Patienten für einen Tag teilstationär auf, klären den Gesundheitszustand ab und schauen, in welchen Bereichen der Patient besondere Unterstützung braucht. Oft dient das Essverhalten als Kompensation einer Depression. Dann muss die Depression unbedingt mitbehandelt werden, um langfristig eine Gewichtsabnahme zu erreichen. Das Bewegungsprogramm wird auf die Leistungsfähigkeit des Patienten abgestimmt. Auch ein Einkaufstraining wird angeboten, denn was im Einkaufswagen landet, wird auch gegessen. Alle arbeiten Hand in Hand.“

Den Nachweis dafür, dass sich die Anstrengung der konservativen Therapie lohnt, liefern die Ergebnisse einer Studie im Rahmen eines Vertrags zur integrierten Versorgung (IV-Vertrag) für Adipositas zwischen dem UKL und der AOK PLUS, der inzwischen ausgelaufen ist.

Demnach erreichten die 243 Teilnehmer innerhalb eines Jahres eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von fünf Kilogramm beziehungsweise rund vier Prozent des Ausgangsgewichts. Diabetes- und Cholesterinwerte verbesserten sich ebenso wie weitere metabolische Werte und psychologische Parameter. Einhergehend mit der Gewichtsabnahme und der Steigerung der körperlichen Fitness nahmen die Zufriedenheit der Teilnehmer und das Energielevel für ihr tägliches Leben zu.

Im Rahmen der Studie wurden die Patienten je nach BMI, körperlicher Leistungsfähigkeit und zeitlicher Verfügbarkeit in die Module DOC WEIGHT® , M.O.B.I.L.I.S. oder das „Individuelle Therapieprogramm“ eingeteilt. Jedes Modul dauerte zwölf Monate.

Je nach Modul fanden bis zu sechs diättherapeutische Einzelsitzungen, sechs bis zwölf diättherapeutische Gruppensitzungen, 40 bis 48 Bewegungseinheiten in der Gruppe und zehn bis zwölf verhaltenstherapeutische Gruppensitzungen statt. Darüber hinaus konnten Einzelgespräche im diättherapeutischen und/oder psychotherapeutischen Bereich vereinbart werden.

Online-Kurse haben sich bewährt

Jan Goller, der sich bei der AOK PLUS um die Verträge für die Adipositastherapie gekümmert hat, freut sich über die Erfolge. „ Wir sind jetzt froh darüber, dass diese erfolgreichen Behandlungen 2022 in Sachsen in die Regelversorgung übergeführt werden konnten.“ Ein Problem sieht Schlögl allerdings in der schweren Erreichbarkeit von Therapeuten auf dem Land. „Die große Krux ist, dass zum Beispiel die psychotherapeutische Behandlung hier bei uns in Leipzig gut funktioniert, auf dem Land aber häufig nicht.

Während der Corona-Zeit haben wir deshalb auch Online-Kurse und Einzeltermine auf digitalem Weg angeboten. Wir versuchen jetzt, das fortzusetzen.“

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