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Aktueller WIdO-Gesundheitsatlas

Asthma: NRW, Saarland und Thüringen stärker betroffen

Gut vier Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter Asthma. Städter sind eher betroffen als Menschen im ländlichen Raum, Jungen und ältere Frauen mehr als der Rest der Bevölkerung, heißt es in einem Bericht des WIdO.

Von Taina Ebert-Rall Veröffentlicht:
 In Deutschland leben etwa 3,5 Millionen Menschen mit einem medikamentös behandelten Asthma.

In Deutschland leben etwa 3,5 Millionen Menschen mit einem medikamentös behandelten Asthma.

© zlikovec / stock.adobe.com

Berlin. In Deutschland leben etwa 3,5 Millionen Menschen mit einem medikamentös behandelten Asthma. Das entspricht einem Anteil von 4,2 Prozent der Gesamtbevölkerung, wie aus dem aktuellen „Gesundheitsatlas Asthma“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervorgeht. Im Vergleich der Bundesländer stachen Nordrhein-Westfalen mit 4,7 Prozent, das Saarland mit 4,6 Prozent und Thüringen mit 4,6 Prozent hervor. Deutlich niedrigere Krankheitshäufigkeiten zeigten sich dagegen in Mecklenburg-Vorpommern mit 3,4 Prozent und in Baden-Württemberg mit 3,7 Prozent.

Höheres Risiko in Großstädten

Großstädte weisen dem Bericht zufolge im Vergleich zu ländlichen Regionen insgesamt eine leicht erhöhte Asthma-Häufigkeit auf. So wurde unter den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern in Dortmund mit 5,0 Prozent der höchste Anteil von Asthma-Patienten ermittelt, gefolgt von Essen mit 4,9 Prozent und Nürnberg mit 4,6 Prozent. Am unteren Ende der Liste steht nach dem Bericht Stuttgart mit einem Anteil von 3,7 Prozent. Die höhere Asthma-Prävalenz in vielen Großstädten kann nach Worten des stellvertretenden WIdO-Geschäftsführers Helmut Schröder „möglicherweise mit der Luftverschmutzung erklärt werden, die als Risikofaktor für die Erkrankung gilt“.

Der Gesundheitsatlas stellt erstmals Krankheitshäufigkeiten für die 401 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland auf Basis eines eigens entwickelten Hochrechnungs-Verfahrens dar. Danach sind Heidelberg und der brandenburgische Kreis Dahme-Spreewald mit jeweils 2,9 Prozent die Regionen mit dem geringsten Anteil von Asthma-Patienten. Am stärksten betroffen sind die Landkreise Sonneberg mit 6,5 Prozent sowie Eisenach und Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen mit jeweils 6,2 Prozent. „Zur Vermeidung von Neuerkrankungen und Verbesserung der Asthmasymptomatik sollten Landräte und Bürgermeister in den besonders stark betroffenen Regionen die verschiedenen Risikofaktoren in den Blick nehmen. Dazu zählen eingeatmete Stoffe, die die Lunge schädigen – insbesondere das Rauchen“, betont Schröder.

Mehr Asthma bei älteren Frauen

Bei der Krankheitshäufigkeit zeigt der Gesundheitsatlas zudem deutliche Unterschiede nach Alter und Geschlecht. In der Altersgruppe bis 14 Jahre sind Jungen mit 5,4 Prozent deutlich häufiger an Asthma erkrankt als Mädchen mit 1,9 Prozent. Im Erwachsenenalter sind Frauen zwischen 70 und 79 Jahren mit 6,8 Prozent am stärksten betroffen. „Gründe für diesen geschlechtsspezifischen Unterschiede wie auch die möglichen geschlechtsspezifischen Risikofaktoren sind noch unklar und müssen weiter erforscht werden“, so die für DMP zuständige Ärztin im AOK-Bundesverband, Eike Eymers.

„Bekannt ist aber, dass sich dieser Geschlechtsunterschied offenbar zu Beginn der frühen Pubertät umdreht und dann mehr Mädchen betroffen sind als Jungen. Mögliche Gründe für die Geschlechtsunterschiede könnten hormonelle Einflüsse sein aber auch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse könnten eine Rolle spielen.“

Zusammenhang von Asthma und Adipositas

Der Gesundheitsatlas bestätigt einen aus anderen Studien bekannten Zusammenhang: In Regionen mit einem hohen Anteil von Menschen mit krankhaftem Übergewicht ist auch die Rate der Asthma-Erkrankungen erhöht. So zeigt sich im Fünftel der deutschen Regionen mit dem höchsten Adipositas-Anteil eine Asthma-Häufigkeit von 4,5 Prozent. Das Fünftel mit dem niedrigsten Adipositas-Anteil hat demnach eine Asthma-Häufigkeit von nur 3,8 Prozent. Eymers: „Studien weisen darauf hin, dass eine Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Asthmapatienten zu einer Verbesserung der Krankheitskontrolle beitragen kann. Das Abnehmen wird diesen Patienten auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie empfohlen, um die Asthma-Symptome zu bessern.“

Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Pandemie weist der Bericht zudem auf erste Studienergebnisse hin, nach denen „bei einem gut kontrollierten Asthma nicht von einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf ausgegangen werden kann“.

Hilfen für Asthma-Therapiemanagement

Für den Gesundheitsatlas wurde ein neuartiges alters-, geschlechts- und morbiditätsadjustierendes Hochrechnungsverfahren verwendet, das das WIdO in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickelt hat.

Ziel dieser Analysen ist es, den Akteuren vor Ort fundierte Informationen über das Krankheitsgeschehen in ihrer Region bereitzustellen. In die Analyse einbezogen wurden Patienten mit einer ärztlich dokumentierten Asthma-Diagnose oder einer Teilnahme am DMP Asthma, die zudem ein Asthma-spezifisches Medikament erhielten.

Die AOK bietet Ärzten und Praxisteams verschiedene Arbeitshilfen zur Umsetzung des DMP Asthma:

  • Ein Asthma-Notfallplan gibt Patienten und ihren Angehörigen Hilfestellung für das richtige Verhalten bei einem Asthma-Anfall. Er soll im Rahmen des DMP Asthma gemeinsam mit dem behandelnden Arzt ausgefüllt und vom Patienten zusammen mit den Notfallmedikamenten aufbewahrt werden, sodass er im Notfall schnell zur Hand ist. Vorlage unter: www.aok.de/asthma-notfallplan
  • In einem Asthma-Tagebuch können Patienten täglich ihre Peak-Flow-Werte, Symptome, Medikation und Dosierung sowie mögliche Auslöser eines Asthmaanfalls notieren. Vorlage unter: www.aok.de/asthma-tagebuch
  • Welche Untersuchungen und Überweisungen sind im DMP Asthma vorgesehen? Was ist bei der Therapie mit inhalativen Medikamenten zu beachten? Und wie kann das Selbstmanagement der Patienten gefördert werden? Auf diese und weitere Fragen gibt der Leitfaden „DMP erfolgreich umsetzen“ praktische und leicht verständliche Antworten. Die Inhalte orientieren sich an den Qualitätszielen der beiden DMP. Die Broschüre richtet sich in erster Linie an die Mitglieder von Praxisteams, die in vielen Praxen DMP-Aufgaben übernehmen. Der Leitfaden „DMP erfolgreich umsetzen“ für Ärzte und Praxisteams steht zum Download bereit unter: www.aok.de/gesundheitspartner (Suchwort „Leitfaden“).
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