Kooperation | In Kooperation mit: AOK Bundesverband

Prävention

Deutliches Plädoyer für weniger Zucker

Dr. Kai Kolpatzik, Präventionsexperte beim AOK-Bundesverband, fordert schärfere Vorgaben für die Lebensmittelindustrie.

Von Susanne Werner Veröffentlicht:

BERLIN. Sich gesund zu ernähren, wird Familien in Deutschland nicht gerade leicht gemacht. Denn viele Lebensmittel, die insbesondere Kindern schmecken, sind viel zu süß. „Zucker ist der Hauptverursacher für Krankheiten wie Adipositas oder Karies“, sagt Dr. Kai Kolpatzik. Der Leiter der Abteilung Prävention im AOK-Bundesverband fordert, die Lebensmittelbranche schärfer zu regulieren. Nötig sei dazu nicht nur, das Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel zu verbieten. Auch sollten die Hersteller mit einer steuerlichen Abgabe dazu gebracht werden, in der Herstellung weniger Zucker zu verwenden.

„Viele Eltern glauben beispielsweise, dass Cornflakes und Müsli gesund sind. Meistens sind es jedoch reinste Zuckerbomben“, sagt Kai Kolpatzik. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehle einen Grenzwert von 15 Gramm Zucker auf 100 Gramm. Der Zuckergehalt in 99 Prozent der Frühstückscerealien für Kinder aber liege, so die AOK-Cerealienstudie aus dem Jahr 2020, weit darüber.

Rezepturen dringend ändern

Im Durchschnitt sind in Cornflakes, Müsli oder Brei etwa 27 Gramm Zucker je 100 Gramm enthalten, das süßeste Angebot kam seinerzeit sogar auf 43 Gramm Zucker je 100 Gramm. „Die Rezepturen der Lebensmittel müssen sich dringend ändern, sonst nehmen die Gesundheitsprobleme der Kinder weiter zu und die Ausgaben im Gesundheitswesen wachsen in die Höhe“, mahnt Kolpatzik. Pro Jahr werden 63 Milliarden Euro für die Behandlung von Adipositas sowie 8,4 Milliarden Euro für Karies ausgegeben.

Der AOK-Präventionsexperte verweist als Vorbild auf das Vereinigte Königreich. Dort sei 2018 eine „Softdrink-Steuer“ für Getränke mit mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter eingeführt worden. Viele Hersteller hätten daraufhin die Steuer umgehen wollen und die Rezepturen angepasst, sodass der durchschnittliche Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken um etwa 34 Prozent auf 2,9 Gramm pro 100 Milliliter zurückgegangen ist.

Zum Vergleich: Im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten des Bundesministeriums für Ernährung wurde in Deutschland der Zuckergehalt bei regulären Limonaden durchschnittlich nur um 0,16 Gramm von 9,08 Gramm Zucker pro 100 Milliliter auf lediglich 8,92 Gramm gesenkt. Das sind nicht einmal zwei Prozent. (wer)

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