Interview

"Schnellerer Erkenntnisgewinn"

Den vom Bundeskabinett verabschiedeten Gesetzentwurf zu klinischen Krebsregistern hält der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, Dr. Johannes Bruns, für einen soliden Einstieg in eine bessere Versorgung von Onkologiepatienten.

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Dr. Johannes Bruns.

Dr. Johannes Bruns.

© DKG

Ärzte Zeitung: Herr Bruns, als Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft beschäftigen Sie sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Krebsregister. Was spricht Ihrer Meinung nach für und was gegen dezentrale Register?

Dr. Johannes Bruns: Gegen eine Zentralisierung spricht, dass man den Aspekt der Qualitätssicherung in den Regionen abschneiden würde. Für die Zentralisierung spricht die potenzielle Kostenersparnis und der Bundesblick. Für den braucht man aber nur eine Vereinheitlichung der Datensätze und keine Zentrale. Mit einheitlichen Datensätzen kann ich die Behandlung in München, mit der in Stuttgart, Berlin und Hamburg zusammenführen und bekomme so einen schnelleren Erkenntnisgewinn.

Ärzte Zeitung: Das sehen Sie durch den Gesetzentwurf gewährleistet?

Bruns: Das ist soweit gewährleistet. Da ist aber natürlich noch die Weisheit des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen gefragt. Weil die Kassen ja in die Finanzierungspflicht genommen werden, also auch ein Handlungsrecht bekommen. Viele Dinge müssen noch festgelegt werden, aber ich würde sagen, das kriegt man hin.

Ärzte Zeitung: Wie können die Daten am besten an die Versorger zurückgespiegelt werden?

Bruns: Die Datensätze werden ja zusammengestellt für Indikationen, für irgendeine Fragestellung, die die Versorger haben und die mit ihrer täglichen Arbeit zusammenhängt. Das ist nicht der Blutwert von jedem Tag, sondern zum Beispiel wann bekommt der Patient ein Rezidiv. Das muss in so einem Datensatz drin sein, so dass ich in einer Region, wo ich die Leistungserbringer kenne, sehe, ist die Rezidivrate höher oder niedriger. Und die dann vergleichen zu können, zum Beispiel mit München oder sogar mit Kliniken untereinander. Damit generiere ich Fragen, und damit habe ich die Möglichkeit der regionalen Qualitätssicherung.

Ärzte Zeitung: Was kann eine bessere Aufbereitung der Daten auf Dauer leisten?

Bruns: Wenn Sie eine Uniklinik haben, die pro Jahr 100 Patienten betreut, dann braucht die zehn Jahre, um 1000 Patienten beobachten zu können. Wenn Sie zehn Unikliniken haben, die mit ähnlich vergleichbaren Datensätzen arbeiten, dann sind die in der Lage, in einem Jahr diese Daten zur Verfügung zu stellen. Das heißt, man wird einfach schneller im Erkenntnisgewinn. Man muss Interesse an der Versorgung haben, dann ist einem der Nutzen klinischer Krebsregister unmittelbar klar.

Das Interview führte Christiane Badenberg

Lesen Sie dazu auch: Gesetzentwurf: Koalition bläst zum Kampf gegen Krebs Braucht es Anreize zur Krebsvorsorge?

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