Kommentar
Vom Durchbruch noch weit entfernt
Es wurde allzu schnell als Durchbruch gefeiert, was jetzt dem Stammzellforscher Professor Hans Schöler aus Münster und seinen Kollegen gelungen ist: das Entwicklungsstadium von Zellen eines erwachsenen Tieres mit Minimalaufwand auf die Stufe von embryonalen Stammzellen zurück zu drehen - und zwar ohne das Krebsrisiko zu erhöhen. Damit haben es die Forscher sogar in die TV-Hauptnachrichten geschafft.
Doch von Durchbruch kann gar keine Rede sein, eher nur von einem kleinen, wenn auch beachtlichen Schritt. Denn zum einen konnten die Forscher bei ihren Experimenten auf gefährliche Retroviren als Genfähren zum Einschleusen des genetischen Materials nicht verzichten. Damit sind solche Zellen für eine therapeutische Anwendung unbrauchbar. Zum anderen haben die Forscher statt ausdifferenzierter Hautzellen von Menschen - was anderen Forschern zuvor bereits gelungen ist - Nervenstammzellen von einem Tier verwendet, die in ihrer Entwicklungsstufe embryonalen Stammzellen näher stehen als die Hautzellen. Schließlich nutzten die Wissenschaftler bisher noch keine menschlichen Zellen. Ob sich diese Ergebnisse jemals auf Zellen von Menschen übertragen lassen, ist also noch lange nicht geklärt.
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