Gesundheitsversorgung

Baden-Württemberg schiebt Uniklinik-Fusion auf lange Bank

Landesregierung gibt grünes Licht für einen „Verbund“ der Unikliniken Heidelberg und Mannheim.

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Das Universitätsklinikum Heidelberg bleibt genauso selbstständig wie das in Mannheim – lediglich ein „Verbund“ soll entstehen.

Das Universitätsklinikum Heidelberg bleibt genauso selbstständig wie das in Mannheim – lediglich ein „Verbund“ soll entstehen.

© Uli Deck/dpa

Stuttgart/Mannheim. Die baden-württembergische Landesregierung hat sich bei der Fusion der Unikliniken Heidelberg und Mannheim nur auf einen Formelkompromiss einigen können. Nach monatelangen internen Abstimmungen der vier beteiligten Ministerien gibt die Landesregierung ein „Bekenntnis zum Universitätsklinikum Mannheim (UUM) in der medizinischen Forschung und Ausbildung“ ab. Wie bisher soll das UUM Teil der Gesundheitsversorgung im Rhein-Neckar-Raum sein. Professor Hans-Jürgen Hennes, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer der UUM, gibt sich erfreut: Das Land habe sich „klar zu Mannheim als vollwertigem Standort universitärer Maximalversorgung“ bekannt.

Finanzielle Fragen ausgeblendet

Ausgeblendet werden in der Verlautbarung der Regierung finanzielle Fragen ebenso wie die klare Entscheidung über eine Fusion. Angeregt wird stattdessen ein Verbund der Unikliniken Mannheim und Heidelberg „unter Beibehaltung der derzeitigen Trägerstruktur“. Damit bleibt die Stadt Mannheim als Träger des Uniklinikums auf dem Defizit von 40 bis 45 Millionen Euro pro Jahr sitzen. Kein Wort enthält der „Lösungsweg“ des Landes auch zu den Kosten für den dringend notwendigen Klinikneubau in Mannheim, die auf 1,5 Milliarden Euro taxiert werden.

Die Politik spielt stattdessen den Ball an die Verantwortlichen der Unikliniken zurück. Florian Hassel, Staatssekretär im Staatsministerium, spricht von „Synergien“, die mit dem vorgeschlagenen Verbund „gehoben“ werden könnten. Damit droht aus den großen Plänen regionaler Akteure vorerst nichts zu werden. Im Oktober 2020 hatten sie das „Zukunftskonzept Heidelberg-Mannheim Health and Life Science Alliance“ vorgestellt.

Kern des Vorschlags war die Fusion der beiden Unikliniken sowie die Bildung einer Forschungsallianz mit außeruniversitären Einrichtungen – wie etwa dem Deutschen Krebsforschungszentrum. Der erhoffte „führende Cluster der Lebenswissenschaften, Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik“ sowie ein fusioniertes Großklinikum mit 3300 Betten hängen in der Warteschleife.

„Umfangreiche Prüfbedarfe“

In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage im Landtag hatte das Wissenschaftsministerium noch unverblümter die Herausforderungen einer Fusion benannt. Anfang März hieß es noch, es gebe „umfangreiche Prüfbedarfe“. So müssten vor einer Entscheidung noch „medizinstrategische und wirtschaftliche Prüfungen sowie Betriebsorganisationsanalysen“ vorgenommen werden. Das Sozialministerium forderte laut Regierungsantwort die Stadt Mannheim auf, „im Eigeninteresse die Defizite des Universitätsklinikums aktiv zu verringern“.

Angesichts der in weite Ferne gerückten Fusion flüchten die Vertreter der Unikliniken sich ins Unverbindliche: „In der nächsten Phase braucht es eine klare strategische Führung, effizientes Management und gute Kommunikation aller Beteiligten, damit zeitnah eine Konkretisierung der erfolgreichen Rahmenbedingungen erfolgen und der Zusammenschluss vom Land beschlossen werden kann“, sagt Professor Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg. Im nächsten Schritt müsse in Abstimmung mit dem Land „ein gemeinsames Gesamtkonzept“ erarbeitet werden. (fst)

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