Beschluss des Senats

Bremen wandelt Klinik Links der Weser in Versorgungszentrum um

Das Krankenhaus Links der Weser in Bremen steht vor der Schließung. 2028 sollen hier die Lichter aber nicht ganz ausgehen. Geplant ist stattdessen eine Versorgungszentrum.

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Ein Krankenwagen fährt zur Notaufnahme vom Klinikums Links der Weser. Der Bremer Senat hat das Aus für den Standort beschlossen.

Ein Krankenwagen fährt zur Notaufnahme vom Klinikums Links der Weser. Der Bremer Senat hat das Aus für den Standort beschlossen.

© Sina Schuldt/dpa/picture alliance

Bremen. Die Bremer Krankenhausholding Gesundheit Nord (Geno) will sich gesundschrumpfen und eines ihrer vier kommunalen Krankenhäuser, das Krankenhaus Links der Weser (LdW), in ein Versorgungszentrum umwandeln. Das hat der Bremer Senat gegen den seit Monaten vorgebrachten Protest der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Lokalpolitik sowie der oppositionellen Bürgerschaftsfraktionen der FDP und CDU beschlossen.

Das Klinikum wurde 1968 gebaut und soll nun 2028 stillgelegt werden. Das Haus ist unter anderem für seine Palliativstation und das Herzzentrum überregional bekannt geworden. Geplant ist, das Herzzentrum an das neu errichtete Krankenhaus Bremen Mitte (KBM) zu verlegen. Ob die Palliativstation ebenfalls ans KBM oder ans Klinikum Bremen Ost (KBO) zieht, ist noch nicht ausgemacht.

Weniger Fälle - mehr Verluste

Mit dem Umbau will die Geno jährlich 20 Millionen Euro sparen und rund 500 der 2.000 Betten der Holding abbauen. Hintergrund sind die sinkenden Fallzahlen im LdW. 2016 zählte das Haus noch 102.400 Fälle im Jahr, im laufenden Jahr werden es voraussichtlich nur noch 75.740 sein, das hat die Geno in einem Restrukturierungskonzept errechnen lassen. Entsprechend sanken die Gewinne und kletterten die Verluste.

Schrieb man 2016 noch einen Gewinn (vor Zinsen und Steuern) von 13 Millionen Euro, kämpft das Haus bereits seit 2018 mit Millionenverlusten: minus 20,4 Millionen im Jahr 2018, minus 28,1 Millionen im Jahr 2019. In den Corona-Jahren 2020 und 2022 waren es minus 80 beziehungsweise minus 64,4 Millionen Euro. Und in diesem Jahr wird ein Verlust von 57,2 Millionen Euro erwartet.

Ersatz für Krankenhaus in Planung

Zugleich sei das Gebäude des Klinikums „so stark sanierungsbedürftig, dass es dauerhaft nicht weiter betrieben werden kann“, so das Gutachten. Vor allem das Bettenhaus des LdW sei marode. Kurz: Damit die Geno wie geplant bis 2027 ein fast ausgeglichenes operatives Ergebnis vorlegen kann, müsse das LdW weichen.

Der Bremer Süden soll aber nicht ohne medizinische Rund-um-die-Uhr-Betreuung zurückbleiben. So sagte die Bremer Gesundheitssenatorin, Claudia Bernhard (Linke) bei der Debatte: „Meine Zielvorstellung ist, dass wir vor Ort nach wie vor eine 24/7 Betreuung anbieten können, eine Anlaufstelle für Notfälle etablieren und auch eine Anbindung an Pflege- beziehungsweise Kurzzeitpflege-Einrichtungen gewährleisten können.“ Dabei sei die Gesundheit Nord aber auf eine enge Zusammenarbeit mit den Beteiligten vor Ort, aber auch mit der Kassenärztlichen Vereinigung angewiesen.

Sorge um Herzzentrum

In den zurückliegenden Jahren war das Sanierungskonzept der Geno enorm umstritten. Lokalpolitiker und der Betriebsrat sprachen sich für den Erhalt des LdW aus. Die FDP in der Bürgerschaft kritisierte das Vorhaben des rot-grün-roten Senats. „Planungen und Kostenkalkulationen gehören auf den Prüfstand“, so die Fraktion. Es sei zu befürchten, „dass sich das Herzzentrum in seiner derzeitigen Funktionalität am Klinikum Bremen Mitte nicht wiederfinden wird“, hieß es in einem Antrag der FDP.

Rainer Bensch (CDU), Mitglied der Bremer Bürgerschaft und gesundheitspolitischer Sprecher seiner Faktion, bezeichnete das Restrukturierungskonzept der Geno gegenüber der Ärzte Zeitung als Zeichen von Hilflosigkeit. Die Geno hätte eine Strategie für die Krankenhausplanung abwarten müssen, statt vorschnell zu handeln, so Bensch: „Ein schwerer politischer Fehler!“

CDU: Viele Mitarbeiter werden kündigen

Dabei erfülle das LdW „alles, was ein Krankenhaus erfüllen muss“ und müsse deshalb bleiben. Zudem provoziere der Umzug des LdW einen enormen Mitarbeiterschwund: „80 Prozent der Pflegenden werden den Umzug nicht mitmachen, so Bensch. „Und das bei dem gegenwärtigen Fachkräftemangel!“ Es lägen bereits 30 Anträge auf Zwischenzeugnisse von Pflegenden vor, „was nichts anderes bedeutet als 30 sichere Kündigungen“, sagte Bensch.

Der Marburger Bund Bremen begrüßte den Umzug. Das Klinikum LdW sei nicht mehr betriebsfähig und müsste bei laufendem Betrieb umgebaut werden, was „für alle Beteiligte eine absolute Katastrophe“ wäre, sagte Dr. Christina Hillebrecht, Vorsitzende des MB-Landesverbands, der Ärzte Zeitung. (cben)

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